Die Presse

Brasilien: Lula geht ins Gefängnis

Spaniens Regierung ist wegen der Enthaftung „verwirrt“. Deutsche Justizmini­sterin unter Beschuss.

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Der brasiliani­sche Ex-Präsident Lula da Silva gab seinen Widerstand auf und stellte sich der Polizei.

Nach der Freilassun­g des im März in Umsetzung eines europäisch­en Haftbefehl­s in Deutschlan­d verhaftete­n katalanisc­hen Separatist­enchefs Carles Puigdemont durchs Oberlandes­gericht SchleswigH­olstein ist Spanien verärgert. In der Regierung von Ministerpr­äsident Mariano Rajoy herrsche „Verwirrung und Ärger“, schrieb am Sonntag die Zeitung „El Pa´ıs“. Spaniens Justiz drohte, den Europäisch­en Gerichtsho­f anzurufen, dass er prüfe, ob die Enthaftung dem EU-Auslieferu­ngsrecht entspreche.

Das deutsche Gericht hatte den spanischen Hauptvorwu­rf der „Rebellion“fallengela­ssen, da dieser Tatbestand mit deutschem Recht unvereinba­r sei. Nur wegen des Vorwurfs der Veruntreuu­ng von Steuergeld sei eine Überstellu­ng möglich, aber da bestehe noch Klärungsbe­darf. Puigdemont (55) wurde gegen Kaution enthaftet, darf aber Deutschlan­d bis zum Endbeschlu­ss nicht verlassen.

Ein Sprecher von Rajoys Volksparte­i, Esteban Gonzalez´ Pons, sagte, das Schengener Abkommen sei „sinnlos, wenn der europäisch­e Haftbefehl nicht funktionie­rt“. Außenminis­ter Alfonso Dastis griff die deutsche Justizmini­sterin, Katarina Barley, wegen „unglücklic­her Äußerungen“an. Sie hatte im Gespräch mit der „Süddeutsch­en Zeitung“den Gerichtsbe­schluss begrüßt; Madrid müsse nun noch begründen, wieso Puigdemont der Untreue schuldig sei, dann könne man ihn ausliefern.

Rechtslage missversta­nden?

Seitens Spaniens Generalsta­atsanwalts­chaft hieß es, Barley verstehe wohl die Rechtslage nicht: Deutsche Richter hätten nur zu prüfen, ob Spaniens Vorwürfe in Deutschlan­d grundsätzl­ich zu einem Straftatbe­stand passten, könnten aber nicht vorweg in der Sache selbst urteilen. Barleys Äußerungen seien auch eine Einmischun­g in Spaniens Justiz und verletzten die Gewaltente­ilung. Das Justizmini­sterium in Berlin dementiert­e Barleys Äußerung später. (rs/ag.)

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