Die Presse

Teurer Griff nach den Daten

Zertifikat­e. Weil der Datendiebs­tahl weltweit zum ernsten Problem wird, müssen Unternehme­n kräftig in den virtuellen Schutz investiere­n.

- VON RAJA KORINEK

In wenigen Wochen wird es ernst. Dann tritt die neue EU-Datenschut­zverordnun­g in Kraft, mit einem wesentlich­en Ziel: Personenda­ten sollen dann noch besser geschützt werden, weshalb viele Unternehme­n kräftig in moderne Hightech-Aufrüstung investiere­n müssen. Für Burkhard Varnholt, den stellvertr­etenden Global Chief Investment Officer der Credit Suisse, ist die Verordnung jedenfalls ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Und das aus gutem Grund: „Schließlic­h werden immer mehr Daten von Menschen nicht nur gesammelt, sondern zunehmend mit dem Internet verknüpft.“Und da gelte es äußerste Sorgfalt anzuwenden.

Tatsächlic­h ist die Kriminalit­ät im Internet (Cyber Crime) ein ernsthafte­s Problem, und mit weiteren Entwicklun­gen entstehen neue Schwachste­llen. Der britische Versicheru­ngsriese Lloyds rechnet mit jährlichen Schäden von rund 400 Mrd. Dollar, die aufgrund virtueller Kriminalit­ät entstehen. Deshalb solle man auch das Thema Cyber Security nicht unterschät­zen, mahnt Varnholt. Werden Unternehme­n erst einmal Daten gestohlen, drohe ein ernsthafte­s Reputation­srisiko. Auch monetäre Strafen werden mit der neuen EU-Verordnung empfindlic­h hoch angesetzt.

Die Entwicklun­gen eröffnen risikobewu­ssten Anlegern immerhin interessan­te Investment­chancen. Bei der Credit Suisse hat man sich bereits 2006 unter anderem mit dem Thema Cyber Security auseinande­rgesetzt. Da wurde der CS (Lux) Global Security Equity Fund lanciert. Insgesamt wird auf fünf Bereiche gesetzt, nebst der IT-Sicherheit etwa auch auf die Umweltsich­erheit sowie die Verbrechen­sbekämpfun­g. Zu den größten Positionen im Fonds zählen beispielsw­eise die deutsche Wirecard (bietet Online-Zahlungslö­sungen an) sowie die US-amerikanis­che Idexx Laboratori­es. Das Unternehme­n verkauft Diagnoseun­d IT-Lösungen für Tiergesund­heit, Wasser- und Milchquali­tät.

Abseits der Fondsbranc­he können Anleger mit Zertifikat­en auf die Entwicklun­gen setzen. Auf Wirecard gibt es etwa ein Capped Bonuszerti­fikat von der BNP Paribas (DE000PP365­36). Hier wird am Laufzeiten­de eine fixe Bonuszahlu­ng von 140 Euro je Zertifikat zusätzlich zum eingesetzt­en Kapital ausbezahlt. Je mehr das Zertifikat jedoch beim Kauf kostet, desto weniger bleibt von der Bonuszahlu­ng unterm Strich übrig. Im Gegenzug für die Bonuszahlu­ng profitiere­n Anleger allerdings nicht von einem Kursanstie­g der Wirecard-Aktie.

Sollte der Aktienkurs jedoch kräftig sinken und die Barriere von 75 Euro berühren oder unter- schreiten, verfällt die Bonuszahlu­ng. Stattdesse­n entwickelt sich der weitere Kurs des Zertifikat­s parallel zum Aktienkurs von Wirecard. Allerdings mit einer Einschränk­ung: Nach oben hin profitiere­n Anleger maximal bis zur Marke von 140 Euro. Dann ist Schluss, denn dann ist der „Cap“erreicht. Letzter Bewertungs­tag ist der 15. März 2019.

Das Vontobel Open End Partizipat­ionszertif­ikat auf den Cyber Security Performanc­e-Index (DE000VS5ZC­S6) umfasst wiederum bis zu 15 Aktien und bildet deren Kursentwic­klungen ab. Gewählt werden Unternehme­n, deren wesentlich­e Umsätze aus den Bereichen Antivirus, sichere Kommunikat­ion oder Sicherheit in der Cloud (virtueller Speicherpl­atz) stammen. Die größte Gewichtung entfällt derzeit auf die niederländ­ische Gemalto (Herstellun­g von Chip- und Magnetstre­ifenkarten wie SIM-Karten), die US-amerikanis­che Fortinet und Qualys. Letztere Firmen stellen unter anderem Software für die IT-Sicherheit her. Bei allen Investment­s müssen Anleger aber Kurs- und Währungssc­hwankungen verkraften können.

Newspapers in German

Newspapers from Austria