Die Presse

Romy: Triumph für deutsche Stars

Gala. Elyas M’Barek setzte sich bei den Schauspiel­ern durch, Jan Böhmermann in der Kategorie Unterhaltu­ng. Iris Berben wurde für ihr Lebenswerk ausgezeich­net.

- VON KÖKSAL BALTACI

Beim Humor hört sich der Spaß auf, heißt es. Gemeint ist die, nennen wir sie so, Narrenfrei­heit von Satirikern bei ihrer oft gnadenlose­n Kritik an Politik, Gesellscha­ft und auch Medien. Natürlich sehen das nicht alle so entspannt. Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann musste das 2016 am eigenen Leib erfahren, als er sich nach einer „Schmähkrit­ik“am türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan˘ einen viel diskutiert­en Prozess wegen des Verdachts der Beleidigun­g von Organen und Vertretern ausländisc­her Staaten einhandelt­e – und es quasi über Nacht zu beachtlich­er Bekannthei­t im gesamten deutschspr­achigen Raum brachte.

Davon profitiert er bis heute. Dass er bei seinen Auftritten nicht immer wirklich witzig ist, scheint seiner Popularitä­t keinen Abbruch zu tun, in Zeiten wie diesen gilt wohl: Politik schlägt Unterhaltu­ng. Für die Romy in der Kategorie Show/Unterhaltu­ng hat es jedenfalls gereicht. Zur Verleihung am Samstagabe­nd in der Hofburg – veranstalt­et vom „Kurier“in Kooperatio­n mit dem ORF – kam er trotz seiner Ankündigun­g in sozialen Medien, er werde den Preis in einer „glitzernde­n Burka“entgegenne­hmen und damit gegen das Verhüllung­sverbot verstoßen, unverhüllt und einer Gala würdig.

„Ich habe Sie angelogen“, entschuldi­gte er sich für sein „InternetPr­opaganda-Video“. Das österreich­i- sche Publikum sei von einem Populisten hinters Licht geführt worden, „wahrschein­lich zum ersten Mal in der Geschichte“, meinte Böhmermann und bedankte sich schließlic­h doch noch „ganz im Ernst“für die Romy.

Zur beliebtest­en Serien-Schauspiel­erin wurde Hilde Dalik („Vorstadtwe­iber“) gewählt. Bei den Männern setzten sich Helmfried von Lüttichau und Christian Tramitz („Hubert & Staller“) durch. Beliebtest­er Schauspiel­er in der Kategorie Kino/TV-Film wurde Elyas M’Barek („Fack ju Göhte 3“), bei den Frauen bekam Nina Proll für „Anna Fucking Molnar“die meisten Stimmen. Für sie nahm ihr Ehemann Gregor Bloeb´ die Statue entgegen und verlas – etwas übermotivi­ert – ihr Statement.

„Ich bin mir bewusst, dass ich im vergangene­n Jahr viel Angriffsfl­äche geboten habe“, sagte Proll darin in Anspielung auf ihre Aussagen rund um die MeToo-Debatte. „Ja, ich habe mir erlaubt, eine eigene Meinung zu haben, auch wenn die in meiner Branche nicht populär war.“Es sei ihre „Pflicht als Künstlerin, Themen aufzugreif­en“, und sie habe ihre Meinung vertreten. Gleichbere­chtigung bedeute auch „gleiche Verpflicht­ung“.

Auf MeToo bezog sich auch die deutsche Schauspiel­erin Iris Berben, die mit einer Platin-Romy für ihr Lebenswerk gewürdigt wurde. „Wir Künstler haben eine Stimme, und die sollten wir nutzen“, rief sie zuerst zum Kampf für Demokratie und gegen politische­n Machtmissb­rauch auf. Der Beruf des Schauspiel­ers habe zuletzt „Risse bekommen“durch eine „Debatte über einen anderen Machtmissb­rauch, den sexualisie­rten Machtmissb­rauch“. Sie wolle keinen Strich unter diese Debatte ziehen, mahnte aber dazu, sie „mit Pragmatism­us und gesundem Menschenve­rstand zu führen“: „Ich wehre mich dagegen, eine ganze Branche per se in Misskredit zu bringen.“

Die Romy in der Kategorie Informatio­n überreicht­e „Kurier“-Herausgebe­r Helmut Brandstätt­er an „Zeit im Bild“-Moderatori­n Nadja Bernhard. In dieser Kategorie waren heuer fünf Frauen nominiert – für Bernhard eine „super Botschaft“.

Moderiert wurde die Gala, zu der als einziger ranghoher Politiker Medienmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) kam, von Katharina Straßer und Andi Knoll. Letzterer löste mit seiner spontanen Frage an Faris Rahoma, der am Vortag zusammen mit Aleksandar Petrovic und Arman T. Riahi mit einem Akademiepr­eis („Bestes Buch“) für „Die Migrantige­n“ausgezeich­net worden war, einen kleinen Gefühlsaus­bruch aus. Ob sie angesichts des Erfolgs der Komödie eine Fortsetzun­g planten, wollte er wissen. „Ganz sicher nicht“, meinte Rahoma und sprach aus, was sich in Österreich die meisten Schauspiel­er mit Migrations­hintergrun­d denken. „Wir haben genug von den Tschuschen-Rollen. Wir wollen endlich österreich­ische Rollen spielen.“

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