Die Presse

Zukunft der Städte: Auf die Bürgermeis­ter kommt es an

Stadt und Land: Ohne ein attraktive­s Umland verlieren die Städte – und ohne attraktive Städte verödet das Umland.

- VON DANIEL DETTLING

„Das 19. Jahrhunder­t war das Zeitalter der Weltreiche, das 20. Jahrhunder­t das Zeitalter der Nationalst­aaten, und das 21. Jahrhunder­t wird das Zeitalter der Städte sein.“

Städte sind die Staaten von morgen. Immer mehr Menschen leben weltweit in Städten und machen sie zu den mächtigste­n Orten und Problemlös­ern einer globalisie­rten Welt. Weltweit leben bald 80 Prozent der Bevölkerun­g, in Deutschlan­d drei Viertel der Einwohner in Städten und urbanen Ballungsge­bieten.

Der gesellscha­ftliche Wandel, den Globalisie­rungsgegne­r und Populisten am liebsten verhindern würden, findet in den Städten schon längst statt und lässt sich nicht aufhalten. Die Städte der Welt vernetzen sich und werden zu neuen globalen Players. Ihre neue Macht entscheide­t über die zentralen Herausford­erungen unserer Zeit: Klima, Integratio­n, Sicherheit und Mobilität.

„Wenn Bürgermeis­ter die Welt regierten, wären viele globale Probleme schon längst gelöst“, schrieb der im vergangene­n Jahr verstorben­e amerikanis­che Politikwis­senschafte­r und Professor für Zivilgesel­lschaft Benjamin Barber in seinem Buch „If Mayors Ruled the World“.

Städte, so argumentie­rte Barber, reagierten schneller, konkreter und bürgernähe­r auf Krisen und Herausford­erungen wie Klimawande­l, Integratio­n, Sicherheit oder Mobilität. Er gründete daher 2016 das „Global Parliament of Mayors“, das globale Parlament der Bürgermeis­ter. Über 60 Städte und Netzwerke wie Eurocities, die US-Bürgermeis­terkonfere­nz und die OECD sind dort vertreten.

Zentraler Auslöser des globalen Parlaments der Bürgermeis­ter war die gemeinsame Erkenntnis: Stadtpolit­ik ist effektiver und zukunftsor­ientierter als nationale Politik. Städte sind viel motivierte­r, sich den globalen Problemen zu stellen, weil sie schneller eines ihrer Opfer werden können.

Beispiel Klimapolit­ik: 80 Prozent der CO2-Emissionen kommen aus den Städten. 90 Prozent der Städte weltweit liegen am Meer, an einem See oder Fluss. Mit drastische­n Worten beschreibt der Bürgermeis­ter der englischen Hauptstadt, Sadiq Khan, die Lage: „Die Luft in London ist ein Killer.“Die schlechte Luftqualit­ät stelle heute das größte Umwelt- und Gesundheit­srisiko für die Bevölkerun­g dar.

Während die Klimapolit­ik auf nationaler Ebene meist ein Thema unter vielen ist, spielt sie sich in den Städten unmittelba­r vor der eigenen Haustür ab. So ist dem unter Präsident Donald Trump erfolgen Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkom­men keine amerikanis­che Stadt gefolgt. Die meisten bekennen sich weiterhin zu den Klimaziele­n von Paris. Vie-

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