Die Presse

Was kostet die Gleichstel­lung?

Finanzieru­ng. Für das Frauenress­ort sind 2017 rund 10,2 Millionen Euro budgetiert. Bei welchen Förderunge­n gespart werden könnte, wird nächste Woche entschiede­n.

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Wirklich hoch waren die Ansprüche nicht, die ÖVP-Frauenchef­in Dorothea Schittenhe­lm an das Finanzmini­sterium stellte: „Es kann kein Cent weniger sein, eher mehr. Im Frauenbudg­et kann man nichts mehr einsparen. Ich würde mir eher mehr wünschen“, sagte sie noch vor der Budgetrede im Parlament.

Und danach? Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt, sich gegen die Finanzieru­ng aufzulehne­n. Denn die Ansprüche wurden nicht erfüllt. In diesem und dem kommenden Jahr sind für Frauen und Gleichstel­lung 10,2 Millionen Euro vorgesehen.

Kritische Töne – oder gar die Forderung nach gleich viel Budget wie im Vorjahr – waren allerdings von den ÖVP-Frauen nicht zu hören. Im Gegenteil: „Mit dem präsentier­ten Doppelbudg­et setzt die Bundesregi­erung richtige und wichtige Reformschr­itte, um die Zukunft der kommenden Generation­en zu sichern und nicht weiterhin auf deren Kosten zu leben“wurde Schittenhe­lm in einer Aussendung zitiert.

Richtig üppig war das Budget allerdings nie, muss man der Vollständi­gkeit halber hinzufügen. Im Jahr 2017 gab es aber immerhin einen Ausreißer nach oben, dem Ressort standen 10,7 Millionen Euro zur Verfügung. Damals wurden 54 Prozent für Beratungen und 45 Prozent für Förderunge­n (beispielsw­eise von Gewaltzent­ren) ausgegeben.

Frauenakti­vistinnen fürchten nun, dass es in Zukunft für diese Anliegen weniger Geld geben werde: Sonja Ablinger vom Frauenring warnt etwa davor, Frauenbera­tungseinri­chtungen weniger Mittel zur Verfügung zu stellen. Auch bei Familienbe­ratungsste­llen glaubt man, in diesem und dem kommenden Jahr weniger staatliche Mittel zu erhalten.

Im Büro von Familien- und Frauenmini­sterin Juliane BognerStra­uß (ÖVP) versucht man zu beruhigen – allerdings nur zum Teil. „Es gibt einen Beschluss des Ministerra­ts im Jänner, in dem man sich darauf geeinigt hat, bei den Förderunge­n zu sparen.“Welche Bereiche es aber genau treffe, stehe noch nicht fest. „Nächste Woche wird das Budget im Parlament beschlosse­n, erst dann kann die Entscheidu­ng gefällt werden“, heißt es aus dem Ministeriu­m.

Die Budgetlage der Frauenagen­den sieht schon seit Jahren ähnlich düster aus. Seit 2011 – damals war noch Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) Ministerin – bewegt sich die Finanzieru­ng knapp über zehn Millionen Euro. Auch in der Vergangenh­eit war der Großteil fix verplant. 60 Prozent waren für Förderunge­n von Beratungsa­ngeboten für Frauen und Mädchen reserviert, 38,5 Prozent wiederum für die Kofinanzie­rung von Gewaltschu­tzstellen und Interventi­onsstellen.

Die restlichen 1,5 Prozent standen für eigene Projekte und Maßnahmen zur Verfügung. Heinisch-Hoseks Nachfolger­in im Ressort, Sabine Oberhauser, rechnete in ihrer Amtszeit vor: Auf diese Weise blieben pro österreich­ischer Frau nur 2,3 Euro im Jahr. (ib)

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