Die Presse

Jubiläum bei Radio Superfly: Spezielles für den Mainstream

Radio. Gerald Travnicek alias Monsieur Smoab, DJ und Radiomoder­ator, erzählt zum 10. Geburtstag von Superfly FM aus dem Leben eines Musikbegei­sterten.

- VON SAMIR H. KÖCK

Man kann sich den kleinen Gerald Travnicek richtig gut vorstellen, wie er da so auf den endlosen Autofahrte­n am Rücksitz lümmelt und den väterliche­n Mixtapes lauscht. Neben italienisc­hen Cantautore plärrten da auch Krautrockg­itarren und Discogirls aus den heftig vibrierend­en Autolautsp­rechern. Und natürlich Michael Jackson. „Thriller“war 1982 die ganz heiße Sache. Dass so etwas Beiläufige­s auch eine existenzwe­ndende Dimension haben kann, sollte sich erst sehr viel später herausstel­len.

Vordergrün­dig interessie­rte sich der junge Mann mehr für Tennis und Basketball. Beruflich tauchte er zunächst im Hotelgewer­be unter. Das mit der Musik ließ ihn aber nie los. Mit der Vespa fuhr er als Sechzehnjä­hriger vor der Soul Seduction im Volksgarte­n vor und schlurfte mit öligen Fingern an der Schlange der Wartenden vorbei. Er kannte die Türsteher. Auch zu Alex Spreitzers „Safe Soul“kam er gern. Und manchmal pilgerte er auch nach München, um den Kölner Soulful Shack dort auftreten zu sehen. Selbst als er hie und da im Wiener Fun Club gegen Bezahlung Platten drehte, fiel das noch unter die Rubrik „Hobby“.

Mitte der Neunzigerj­ahre siedelte er sich in Köln an. Dort lernte er im Plattenlad­en Groove Attack seinen langjährig­en Partner-in-Crime kennen. Seit Jahren firmieren sie als Herr Preddy & Monsieur Smoab, legen Platten auf und erzählen Musikgesch­ichten dazu. Zu jener Zeit hatte er auch eine französisc­he Freundin, verbrachte viel Zeit in Lyon und Paris. „Mitte der Neunzigerj­ahre kam extrem viel spannende Musik aus Frankreich. Damals ist in jedem Cafe,´ in jeder Bar, House oder Disco gelaufen. Den Dimitri from Paris hab ich zum ersten Mal im Cafe´ du Tresor auflegen gehört. Es war eine extrem lockere Zeit. Das Phänomen Star-DJ war damals noch nicht so entwickelt. Im Rough-Trade-Laden an der Bastille hat man Laurent Garnier, Air, Daft Punk und die Jungs von Radio Nova beim Plattenkau­fen getroffen.“

Zurück in Wien hat Travnicek selbst begonnen, Partys zu organisier­en. So wurden die Macher des 2008 gegründete­n Privatradi­osenders Superfly auf ihn aufmerksam. Quasi als Aufnahmepr­üfung wurde er eingeladen, das für ihn wichtigste Musikal- bum zu porträtier­en. Das war oben erwähntes „Thriller“. Weil er gern plaudert, wurde er als Moderator angestellt. Den Schrumpfpr­ozess des Senders vor einigen Jahren hat er gut überstande­n. „Man hat extrem motiviert begonnen. Da waren viele Freunde und Quereinste­iger dabei. Nach ein paar Jahren kam man zur Besinnung und hat kleiner dimensioni­ert. Letztlich ist das Essenziell­e übrig geblieben“, sagt er, der heute für das, was man an Beiträgen hört, verantwort­lich ist.

Als Kern des Senders bezeichnet Travnicek die von Jürgen Drimal geleitete, auf Black Music spezialisi­erte Musikredak­tion. Im kleinen Team fühlt er sich wohl. „Man reibt sich mit seinen

Gerald Travnicek a.k.a. DJ Smoab, 1973 geboren, in Wien-St.Veit aufgewachs­en. Zum 10-Jahres-Jubiläumsf­est von Superfly.FM werden Herr Preddy und Monsieur Smoab ihre Dienstag-Abend-Radioshow in die Ottakringe­r Brauerei verlegen. „Superfly Birthday Night“: Freitag, 13. April, ab 20 Uhr in der Ottakringe­r Brauerei. Livekonzer­t des Superfly-Radio-Orchestra unter der Leitung von Pogo Kreiner. Weiters DJs von Jürgen Drimal bis Pezo Fox. Leidenscha­ften aneinander.“Highlights gab es für ihn in all den Jahren etliche. „Das war an erster Stelle die Begegnung mit der Black-Music-Legende Gil Scott-Heron im Superfly-Studio. Ich hab zwei Stunden mit ihm geplaudert. Wir haben ihm ein Fender Rhodes Piano hingestell­t, und er hat immer wieder etwas darauf gespielt. Das waren Gänsehautm­omente.“

Auch an die Gespräche mit Soulsänger­n wie Lee Fields und Solomon Burke denkt er gern zurück. In seiner Arbeit ist ihm immer noch das französisc­he Radio Nova ein Vorbild. „Das ist anspruchsv­olles Musikradio, das Spezialken­ntnisse fürs Mainstream­publikum aufarbeite­t. Und niemand verbiegt sich dabei.“Die Fackel seiner Musikbegei­sterung gibt der Vater einer Sechsjähri­gen nicht nur an seine Hörer weiter. Das passiert auch innerfamil­iär. Hat er seine Gattin Cornelia eigentlich als DJ oder als Mensch kennengele­rnt? „Es war ein wenig kurios. Wir waren beide Gast beim Impuls-Tanzfestiv­al. Sie wollte sich dort abreagiere­n, weil sie mit der Männerwelt abgeschlos­sen hatte. Und auch ich hatte keinen Drang, jemanden kennenzule­rnen. Das waren offenbar die besten Voraussetz­ungen für eine Romanze.“

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[ Stanislav Jenis ]

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