Von der diskreten Kunst der U2-Stationen-Anstreicherei
„Intervention“, „Brückenschlag“oder doch nur Farbe auf Sichtbeton? Eine Visite an der Donau.
Mit
der Kunst hat es ja seine ganz eigene Bewandtnis. Dass es ihr zuvörderst um das Gute, Wahre, Schöne getan sei, haben wir schon seit Längerem hinter uns gelassen, auch die Vermittlung wie immer gefärbter Botschaften ist bei Weitem nicht mehr so comme il faut wie noch vor zwei, drei Dutzend Jahren, und während es früheren Jahrhunderten durchaus angelegen war, ihre Kunst auffällig, ja manchmal fast schon penetrant demonstrativ in den Blickpunkt zu rücken (Schlösser, Denkmäler, Kathedralen), haben wir mittlerweile einen Status erreicht, in dem das Schöpferische nicht selten beiläufig, ja nachgerade unsichtbar unser Leben durchdringt.
Ein diesbezügliches Beispiel von besonderer Zurückhaltung der eingesetzten Mittel findet sich an den U2-Stationen Donaumarina und Donaustadtbrücke angebracht. Hier hat sich, fünf Jahre ist es her, der Portugiese Pedro Cabrita Reis so diskret ins hiesig-öffentliche Kunstgeschehen geschmuggelt, dass sein Werk bis dato gar nicht die Aufmerksamkeit finden konnte, die es gewiss verdient. Immerhin handelt es sich, wie auf einer an den Stationsgebäuden montierten Tafel nachzulesen, um zwei „aufeinander bezogene Arbeiten“, mit denen Cabrita Reis „parallel zur tatsächlichen auch eine ideelle Querung der Donau“bewerkstellige: einen „zweiten, künstlerischen Brückenschlag“. Bravo!
Und wie genau schlägt man in unseren Tagen künstlerische Brücken? Diesfalls, indem man dies- wie jenseits der Donau etliche Quadratmeter Sichtbeton der Stationsfassaden weiß färbt, etliche andere Quadratmeter orangerot. Was keineswegs verwechselbar ist mit dem schnöden Tun ortsansässiger Anstreicherei, es handle sich vielmehr um einen Entwurf, der „auf ebenso präzisen wie minimalen Interventionen mit den Elementen Farbe, Licht und Form“basiert. Was sonst? Wie gern möchte man auch selbst einmal so ein Brückenschläger sein . . .