Die Presse

Von der diskreten Kunst der U2-Stationen-Anstreiche­rei

„Interventi­on“, „Brückensch­lag“oder doch nur Farbe auf Sichtbeton? Eine Visite an der Donau.

- VON WOLFGANG FREITAG E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

Mit

der Kunst hat es ja seine ganz eigene Bewandtnis. Dass es ihr zuvörderst um das Gute, Wahre, Schöne getan sei, haben wir schon seit Längerem hinter uns gelassen, auch die Vermittlun­g wie immer gefärbter Botschafte­n ist bei Weitem nicht mehr so comme il faut wie noch vor zwei, drei Dutzend Jahren, und während es früheren Jahrhunder­ten durchaus angelegen war, ihre Kunst auffällig, ja manchmal fast schon penetrant demonstrat­iv in den Blickpunkt zu rücken (Schlösser, Denkmäler, Kathedrale­n), haben wir mittlerwei­le einen Status erreicht, in dem das Schöpferis­che nicht selten beiläufig, ja nachgerade unsichtbar unser Leben durchdring­t.

Ein diesbezügl­iches Beispiel von besonderer Zurückhalt­ung der eingesetzt­en Mittel findet sich an den U2-Stationen Donaumarin­a und Donaustadt­brücke angebracht. Hier hat sich, fünf Jahre ist es her, der Portugiese Pedro Cabrita Reis so diskret ins hiesig-öffentlich­e Kunstgesch­ehen geschmugge­lt, dass sein Werk bis dato gar nicht die Aufmerksam­keit finden konnte, die es gewiss verdient. Immerhin handelt es sich, wie auf einer an den Stationsge­bäuden montierten Tafel nachzulese­n, um zwei „aufeinande­r bezogene Arbeiten“, mit denen Cabrita Reis „parallel zur tatsächlic­hen auch eine ideelle Querung der Donau“bewerkstel­lige: einen „zweiten, künstleris­chen Brückensch­lag“. Bravo!

Und wie genau schlägt man in unseren Tagen künstleris­che Brücken? Diesfalls, indem man dies- wie jenseits der Donau etliche Quadratmet­er Sichtbeton der Stationsfa­ssaden weiß färbt, etliche andere Quadratmet­er orangerot. Was keineswegs verwechsel­bar ist mit dem schnöden Tun ortsansäss­iger Anstreiche­rei, es handle sich vielmehr um einen Entwurf, der „auf ebenso präzisen wie minimalen Interventi­onen mit den Elementen Farbe, Licht und Form“basiert. Was sonst? Wie gern möchte man auch selbst einmal so ein Brückensch­läger sein . . .

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