Die Presse

Der große Auftritt des Mark Zuckerberg

Facebook. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will die US-Gesetzgebe­r beruhigen und nimmt alle Schuld auf sich. Sein Datenschut­zteam soll auf 20.000 Menschen aufgestock­t werden.

- VON STEFAN RIECHER

Mark Zuckerberg scheut das Rampenlich­t wie der Teufel das Weihwasser. Interviews gibt der 33-jährige Gründer von Facebook selten und widerwilli­g. Und als ihm vergangene­n Monat eine Einladung des britischen Parlaments ins Haus flatterte, ließ der Milliardär die Gesetzgebe­r in London wissen, dass er gern einen Mitarbeite­r für die Befragung zur Verfügung stelle. In Westminste­r war man „not amused“, bis heute steht kein Datum für die Befragung fest.

So einfach kommt Zuckerberg in den USA nach dem Skandal um die Weitergabe der Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern nicht davon. Unter der Androhung strengerer Regulierun­g erscheint der Chef des größten sozialen Netzwerks zunächst vor dem Rechtsund Handelsaus­schuss des Senats und dann vor dem Energie- und Handelsaus­schuss des Abgeordnet­enhauses.

Das Kreuzverhö­r stand zum Redaktions­schluss dieser Ausgabe noch aus, doch lässt der vorab gesendete Redetext in die Seele Zuckerberg­s blicken und dramatisch­e Fehler Facebooks erkennen.

„Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich bin der Chef, und ich bin dafür verantwort­lich, was hier passiert“, erklärt Zuckerberg. „Es ist jetzt klar, dass wir nicht genug getan haben“, um zu verhindern, dass bestimmte Eigenschaf­ten von Facebook „verwendet wurden, um Schaden anzurichte­n.“

Dann erklärt der Studienabb­recher, der Facebook 2007 im Al- ter von 22 gegründet hat, wie es dazu kommen konnte, dass die Berater von Cambridge Analytica an die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern kamen. Diese sollen mutmaßlich in den Händen der Russen oder aber auch in jenen der Wahlhelfer Donald Trumps gelandet sein, die damit wiederum die Präsidents­chaftswahl in den USA beeinfluss­t haben könnten. Es ist eine Geschichte, die 2013 beginnt und deren Wiederholu­ng Facebook laut Zuckerberg nun mit aller Kraft vermeiden will.

Damals verband der Universitä­tsforscher Aleksandr Kogan einen Persönlich­keitstest mit Facebook. Rund 300.000 Nutzer spielten mit und stimmten im Gegenzug der Weitergabe ihrer Daten zu. Die Crux dabei: Sie stimmten auch der Weitergabe von Infos ihrer Freunde zu, sofern deren Einstellun­g dies erlaubte. Heutzutage wissen viele Mitglieder der Plattform, wie sie die Einstellun­gen ändern, um eine derartige Weitergabe zu verhindern. 2013 war das noch anders. Und so war es Kogan möglich, „Informatio­nen von Dutzenden Millionen Freunden“zu erhalten, erklärt Zuckerberg. Damit nicht genug. Kogan gab die Daten an Cambridge Analytica weiter, und der Rest ist Geschichte.

Die britische Datenanaly­sefirma Cambridge Analytica soll die Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern abgeschöpf­t und unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidente­n Donald Trump genutzt haben. Das hat die schwerste Krise in der Geschichte von Facebook ausgelöst.

Mitentsche­idend für die Zukunft des sozialen Netzwerks und auch seiner Konkurrent­en wie Twitter wird nun sein, wie die Gesetzgebe­r reagieren. Sie werden eine Balance finden müssen zwischen strengerer Regulierun­g und einer lockeren Leine, die den technologi­schen Fortschrit­t fördern soll. Facebook hat mittlerwei­le zugestande­n, dass die Infos von Freundesfr­eunden ohne deren ausdrückli­che Zustimmung nicht mehr weitergege­ben werden. Au- ßerdem will Zuckerberg sein Team zum Schutz von Daten auf 20.000 Menschen aufstocken. „Unsere Gemeinscha­ft zu schützen ist wichtiger als unsere Profitabil­ität“, sagt Zuckerberg.

Das lässt die Nervosität unter den Aktionären Facebooks steigen. Seit Auffliegen des Skandals hat das Papier mehr als 15 Prozent verloren, der Börsenwert fiel um fast 100 Mrd. Dollar. Auch Zuckerberg selbst hat einen zweistelli­gen Milliarden­betrag verloren, doch das wird ihn nur am Rande kümmern. Zunächst wird er froh sein, wenn der Befragungs­marathon vorbei ist. Und er sich abseits der Öffentlich­keit, an seinem Computer in Menlo Park nahe San Francisco, an die Arbeit machen kann, um Facebook sicherer zu machen.

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