Der große Auftritt des Mark Zuckerberg
Facebook. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will die US-Gesetzgeber beruhigen und nimmt alle Schuld auf sich. Sein Datenschutzteam soll auf 20.000 Menschen aufgestockt werden.
Mark Zuckerberg scheut das Rampenlicht wie der Teufel das Weihwasser. Interviews gibt der 33-jährige Gründer von Facebook selten und widerwillig. Und als ihm vergangenen Monat eine Einladung des britischen Parlaments ins Haus flatterte, ließ der Milliardär die Gesetzgeber in London wissen, dass er gern einen Mitarbeiter für die Befragung zur Verfügung stelle. In Westminster war man „not amused“, bis heute steht kein Datum für die Befragung fest.
So einfach kommt Zuckerberg in den USA nach dem Skandal um die Weitergabe der Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern nicht davon. Unter der Androhung strengerer Regulierung erscheint der Chef des größten sozialen Netzwerks zunächst vor dem Rechtsund Handelsausschuss des Senats und dann vor dem Energie- und Handelsausschuss des Abgeordnetenhauses.
Das Kreuzverhör stand zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch aus, doch lässt der vorab gesendete Redetext in die Seele Zuckerbergs blicken und dramatische Fehler Facebooks erkennen.
„Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich bin der Chef, und ich bin dafür verantwortlich, was hier passiert“, erklärt Zuckerberg. „Es ist jetzt klar, dass wir nicht genug getan haben“, um zu verhindern, dass bestimmte Eigenschaften von Facebook „verwendet wurden, um Schaden anzurichten.“
Dann erklärt der Studienabbrecher, der Facebook 2007 im Al- ter von 22 gegründet hat, wie es dazu kommen konnte, dass die Berater von Cambridge Analytica an die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern kamen. Diese sollen mutmaßlich in den Händen der Russen oder aber auch in jenen der Wahlhelfer Donald Trumps gelandet sein, die damit wiederum die Präsidentschaftswahl in den USA beeinflusst haben könnten. Es ist eine Geschichte, die 2013 beginnt und deren Wiederholung Facebook laut Zuckerberg nun mit aller Kraft vermeiden will.
Damals verband der Universitätsforscher Aleksandr Kogan einen Persönlichkeitstest mit Facebook. Rund 300.000 Nutzer spielten mit und stimmten im Gegenzug der Weitergabe ihrer Daten zu. Die Crux dabei: Sie stimmten auch der Weitergabe von Infos ihrer Freunde zu, sofern deren Einstellung dies erlaubte. Heutzutage wissen viele Mitglieder der Plattform, wie sie die Einstellungen ändern, um eine derartige Weitergabe zu verhindern. 2013 war das noch anders. Und so war es Kogan möglich, „Informationen von Dutzenden Millionen Freunden“zu erhalten, erklärt Zuckerberg. Damit nicht genug. Kogan gab die Daten an Cambridge Analytica weiter, und der Rest ist Geschichte.
Die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica soll die Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern abgeschöpft und unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump genutzt haben. Das hat die schwerste Krise in der Geschichte von Facebook ausgelöst.
Mitentscheidend für die Zukunft des sozialen Netzwerks und auch seiner Konkurrenten wie Twitter wird nun sein, wie die Gesetzgeber reagieren. Sie werden eine Balance finden müssen zwischen strengerer Regulierung und einer lockeren Leine, die den technologischen Fortschritt fördern soll. Facebook hat mittlerweile zugestanden, dass die Infos von Freundesfreunden ohne deren ausdrückliche Zustimmung nicht mehr weitergegeben werden. Au- ßerdem will Zuckerberg sein Team zum Schutz von Daten auf 20.000 Menschen aufstocken. „Unsere Gemeinschaft zu schützen ist wichtiger als unsere Profitabilität“, sagt Zuckerberg.
Das lässt die Nervosität unter den Aktionären Facebooks steigen. Seit Auffliegen des Skandals hat das Papier mehr als 15 Prozent verloren, der Börsenwert fiel um fast 100 Mrd. Dollar. Auch Zuckerberg selbst hat einen zweistelligen Milliardenbetrag verloren, doch das wird ihn nur am Rande kümmern. Zunächst wird er froh sein, wenn der Befragungsmarathon vorbei ist. Und er sich abseits der Öffentlichkeit, an seinem Computer in Menlo Park nahe San Francisco, an die Arbeit machen kann, um Facebook sicherer zu machen.