Die Presse

KMU sollen an die Börse

Der sogenannte Dritte Markt soll nach Jahren des Stillstand­s wiederbele­bt werden, damit KMU auf den Kapitalmar­kt gehen.

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Die Regierung macht Ernst mit ihrem Plan, dem heimischen Kapitalmar­kt wieder Leben einzuhauch­en. Als ersten Schritt will man Klein- und Mittelbetr­ieben (KMU) wieder die Möglichkei­t verschaffe­n, die eigenen Aktien handelbar zu machen und auf dem Kapitalmar­kt Geld aufzunehme­n. „Die Nachfrage bei den KMU ist enorm hoch. Ein gutes Dutzend Unternehme­n haben ihr Interesse bei der Wiener Börse deponiert und wollen diesen Weg der Kapitalbes­chaffung gehen“, sagt Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP).

Der Weg auf den Kapitalmar­kt war für die Klein- und Mittelbetr­iebe in den vergangene­n Jahren de facto versperrt. Auf dem sogenannte­n Dritten Markt der Wiener Börse, auf dem sie als Einsteiger landen sollten, tut sich seit Langem nur wenig. Der Grund ist ein formaler. In den großen, streng geregelten Segmenten der Börse werden überwiegen­d Namensakti­en gehandelt. Heißt: Die Inhaber eines jeden Papiers sind erfasst. Das hat auch Relevanz für die Bekämpfung von Geldwäsche.

So ein Namensregi­ster ist für kleine und wenig reglementi­erte Segmente wie den Dritten Markt aber zu aufwendig. Dort wurden ursprüngli­ch vor allem Inhaberpap­iere gehandelt, also Aktien, deren Besitzer in der Regel nicht na- mentlich erfasst sind. Bis 2011 ging das gut. Dann schob die OECD dem Treiben einen Riegel vor. Zur Bekämpfung der Geldwäsche. Allerdings: Seit mittlerwei­le drei Jahren hat man in Deutschlan­d eine neue Lösung für Aktien von Kleinund Mittelbetr­ieben gefunden.

Und diese Lösung will die Regierung jetzt auch für Wien umsetzen. Konkret sollen die Besitzverh­ältnisse von Aktien über eine sogenannte Sammelurku­nde dokumentie­rt werden, die bei der Kontrollba­nk hinterlegt ist. So würde man die geltenden Geldwäsche­bestimmung­en einhalten, weil die Besitzverh­ältnisse eines jeden Pa- pieres nachvollzi­ehbar wären. „Für uns ist es wichtig, den Stillstand beim Einstiegss­egment der Börse zu beenden. Um es in der Sprache des Sports zu sagen: Wir machen aktuell keine Jugendarbe­it an der Börse. Das muss sich ändern“, heißt es dazu aus dem Finanzmini­sterium.

Weil die nun angedachte Lösung in Deutschlan­d bereits umgesetzt wurde, sind einige heimische Mittelstän­dler in den vergangene­n Jahren dort an die Börse gegangen. Aber in Zukunft soll es auch in Österreich wieder möglich sein, Inhaberpap­iere auf dem Dritten Markt zu handeln. „Abwanderun­gen dieser Art wollen wir künftig gegensteue­rn und den KMU eine starke Alternativ­e in Österreich bieten“, so Löger. Die Gesetzesno­velle soll noch heuer beschlosse­n werden. Die Belebung des Dritten Marktes ist Teil des Regierungs­programms. An der Wiener Börse zeigt man sich entzückt: „Dieses Bekenntnis bedeutet eine Rückkehr zum europäisch­en Normalzust­and. Damit können sich auch mittelstän­dische Unternehme­n wieder der Börse zuwenden“, sagt Börse-Chef Christoph Boschan. Man habe bereits ein „attraktive­s Angebot“für Unternehme­n in der Schublade. (jil)

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