Zidane: „Wir werden noch viel leiden“
Champions League. Real Madrid muss ein 3:0 verteidigen, es fehlen aber Defensivkräfte.
Auch hinter den Kulissen geht es um Geld und Verträge. Vor allem plagt die Situation von Arjen Robben, 34, und Franck Ribery,´ 35. Bayerns Vorstand Karl-Heinz Rummenigge stellte beiden jetzt, nach langem Zögern, eine Verlängerung um ein Jahr zwar in Aussicht. Ob sie das glücklich macht?
Ab Sommer liefe für den Franzosen die zwölfte Saison in München, für den Niederländer wäre es die zehnte. Das Nachdrängen jüngerer Könner (Gnabry, Coman) und die unbeantwortete Trainerfrage soll vor allem dem Franzosen missfallen. Für Robben war in der Offensive oft kein Platz mehr, weil James und Müller mit Lewandowski in dieser Saison wirklich grandios harmonierten. Nur zweimal in zehn CL-Spielen liefen beide Altstars in dieser Spielzeit gemeinsam auf das Feld. Dass Heynckes heute aber den „Oldtimer-Flügel“einsetzen wird, gilt als offenes Geheimnis. Vielleicht ein letztes Mal. Denn im Fall des Aufstieges samt Gelber Karte wäre neben Lewandowski, Boateng, Kimmich, Tolisso und Rudy auch Ribery´ im Halbfinale gesperrt.
Hinter all diesen Diskussionen, dem Gefeilsche und Bemühen diplomatischer Aussagen steht der innige Wunsch nach dem dritten CL-Triumph nach 2001 und 2013. Es wäre ein Fußballmärchen, würde sich Heynckes mit dem zweiten Triple der Klubgeschichte erneut in den Ruhestand verabschieden. Allerdings, für seinen Nachfolger wäre das der größtmögliche Albtraum. Selbst Pep Guardiola hat sich daran in München aufgerieben. Er wurde immer nur daran gemessen. (dat)
Dass Goalgetter Cristiano Ronaldo in blendender Form ist, könnte den Anhang von Real Madrid eigentlich beruhigen. Der Portugiese hat in jedem Champions-League-Spiel dieser Saison getroffen, im Viertelfinal-Hinspiel bei Juventus Turin zwei Treffer beigesteuert (3:0). Doch vor dem heutigen Rückspiel (20.45 Uhr, live Sky) ist fraglich, welche Abwehr Coach Zinedine´ Zidane aufbieten wird, um den Drei-Tore-Vorsprung über die Runden zu bringen.
Kapitän und Abwehrchef Sergio Ramos ist gelbgesperrt, sein eigentlicher Ersatzmann, Nacho Fernandez,´ ist verletzt, und Raphael¨ Varane ist gerade erst aus einer Verletzungspause zurückgekommen. Mit Jesu´s Vallejo ist zudem ein weiterer Innenverteidiger angeschlagen, ob der 21-Jährige schon heute im Santiago Bernabeu´ auflaufen kann, ist ungewiss. Erst am Dienstag ist er ins Mannschaftstraining zurückgekehrt.
„Jesu´s hat gut trainiert, er hat nichts gespürt“, erklärte Zidane. „Wir sollten keine Probleme haben. Wenn doch, werden wir uns anpassen.“Vallejo ist allerdings die letzte Option des Franzosen im Abwehrzentrum, bei seinen bisherigen acht Einsätzen in dieser Saison – meist weil Zidane seine Stars schonen wollte – wusste er jedenfalls nicht zu überzeugen. Seit Dezember hat er nur zwei Partien absolviert. „Er hat keine Erfahrung in der Champions League, aber er hat viel Qualität“, erklärte Defensivkollege Varane. Auch Mittelfeldmann Casemiro könnte nun in die Verteidigerrolle schlüpfen.
So oder so, mit dem Drei-TorePolster ist den Madrilenen nichts anderes als der Aufstieg ins Halbfinale zuzutrauen, es wäre das achte in Folge. Dennoch prophezeite Zidane: „Wir werden noch viel leiden. Jeder glaubt, dass wir schon gewonnen haben, aber daran wollen wir nicht denken.“Zidanes Euphoriebremse zum Trotz schaut es gut aus, Juventus erstmals seit 1986 in einer K.-o.-Runde (Finali ausgenommen) auszuschalten. Noch nie ist ein Team in der Champions League nach einer 0:3-Heimniederlage noch aufgestiegen. (red.)