Die Presse

Wie Banken vom Datenschut­z profitiere­n

Interview. „Wir verkaufen keine Daten“, sagt Erste-Banker Peter Bosek. Die ab Mai geltende Datenschut­zgrundvero­rdnung sieht er als Chance, sich zu profiliere­n.

- VON NIKOLAUS JILCH

Der Facebook-Skandal rund um die massenhaft­e Weitergabe von Kundendate­n und die neuen Datenschut­zregeln in der EU kommen manchen gerade recht. Zum Beispiel den Banken. „Jeder glaubt, dass Facebook und ähnliche Dienste gratis sind. Aber man gibt ja seine Daten her. Die haben Wert. Diese Einsicht setzt sich langsam durch“, sagt Peter Bosek, Retail-Vorstand der Erste Group. „Das ist nicht nur für uns, sondern für die ganze Branche ein Riesenthem­a. Was persönlich­e Daten betrifft, sind Banken in einer anderen Liga als die Facebooks oder Amazons dieser Welt. Das sollte sonnenklar sein. Wir verkaufen keine Kundendate­n“, so Bosek.

Die Banken werden derzeit – so wie alle anderen Unternehme­n – ohnehin gezwungen, die ei- gene Datenverwe­ndung genau zu überprüfen. Mit der Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) geht im Mai ein neues Regelwerk an den Start, das erstmals strenge Strafen für den sorglosen Umgang mit Kundendate­n vorsieht. Wie eine aktuelle Studie der JohannesKe­pler-Universitä­t in Linz zeigt, ist aber erst ein Drittel der Unternehme­n auf die neuen Regeln vorbereite­t.

Dabei wäre die DSGVO eine Chance, sagt Bosek, dessen Bank rund 16 Millionen Kunden in Europa betreut. Rund 40 bis 50 Mitarbeite­r seien derzeit mit Vorbereitu­ngen auf die neue Daten-Realität beschäftig­t. „Da geht es vor allem um die Frage: In welchen Systemen haben wir die Daten? Und wo haben Mitarbeite­r vielleicht Daten gespeicher­t?“

Am 17. April diskutiert Bosek das Thema bei „Wirtschaft Wissenscha­ft Unplugged“an der WU. Sparringpa­rtner sind Nadia Abou Nabout und Ronald Hochreiter von der WU. Die Moderation übernimmt die „Presse“-Ressortlei­terin Hanna Kordik.

Die neuen Datenschut­zregeln seien ein guter Schritt, findet Bosek: „Bisher war es eher mein Eindruck, dass wir die Regulatori­k in Europa als Waffe verwenden. Etwa gegen neuartige Geschäftsm­odelle aus dem amerikanis­chen Raum. Aber diesmal ist das anders. Zum ersten Mal seit langer Zeit gestaltet Europa hier regulatori­sch. So etwas wie die DSGVO gibt es bisher weltweit nicht.“Banken könnten sich als vertrauens­würdige Partner in Sachen Datenverwa­ltung beweisen, so Bosek: „Das ist das erste Mal seit der Finanzkris­e, dass ich ein regulatori­sches Thema als Positionie­rung verwenden kann.“

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