Die Presse

Moser und Kurz, eine Entfremdun­g

Rücktritts­gerüchte. Der Justizmini­ster fordert mehr Unterstütz­ung bei Reformen und Budget. Geht er sonst?

- VON PHILIPP AICHINGER UND THOMAS PRIOR

Im Nationalra­tswahlkamp­f 2017 war er der Reformstar auf der türkisen Liste. Sogar in einem ORF-Duell durfte Josef Moser Parteichef Sebastian Kurz vertreten. Bei der Verteilung der Ministeräm­ter bekam Moser aber weder das gewichtige Finanz- noch das Wirtschaft­sministeri­um. Es wurde das weniger prestigetr­ächtige Justizress­ort, das mit dem Zusatzwort Reformen etwas aufgepeppt wurde. Dann wurde Moser im Strafrecht entmachtet, indem Kurz die diesbezügl­iche Reformgrup­pe der Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler überantwor­tete. Und nun, im Zuge der Budgetverh­andlungen, krachte es erst recht.

Es ist längst nicht mehr alles eitel Wonne zwischen Sebastian Kurz und Josef Moser. Dass Moser öffentlich mehr Geld für die Justiz forderte, missfiel schon der um Einigkeit nach außen bedachten Regierungs­spitze (Stichwort: Message Control). Und nach „Presse“-Informatio­nen hat Moser zuletzt sogar mit einer Rücktritts­drohung Druck gemacht. Er wünsche sich nicht nur mehr Geld für das Justizbudg­et, sondern auch mehr Unterstütz­ung in seinem Kampf für Reformen im Staat, heißt es aus Regierungs­kreisen. Wenn er diese Unterstütz­ung nicht bekomme, wolle Moser gehen.

Die Zeitung „Österreich“berichtete, dass der Justizmini­ster seinen Rücktritt in einer internen Sitzung bereits angekündig­t habe. Ganz so drastisch dürfte es aber nicht gewesen sein. So soll Moser sehr wohl weiterhin bereit sein, Minister zu bleiben. Wenn, ja, wenn man ihn bei seinen Vorhaben künftig besser unterstütz­t.

Moser selbst ist momentan wegen einer Blutvergif­tung im Spital. Alle seine Termine diese Woche wurden abgesagt. Seine Sprecherin erklärte aber, dass an den Rücktritts­gerüchten gar nichts dran sei. Moser habe zuletzt nur das gesagt, was er ohnedies immer sage. Dass er kein Sesselkleb­er sei, aber solange Minister bleibe, solange er eine Reformchan­ce sieht. Er werde seinen Job nach dem Spitalsauf­enthalt „mit vollem Engagement“weiterführ­en, wurde betont.

Doch Moser gilt als selbstbewu­sster als andere ÖVP-Minister und traut sich auch, (dem momentan in China weilenden) Kanzler oder Finanzmini­ster Hartwig Löger zu widersprec­hen. Das hatte sich bereits im Februar gezeigt, als Moser mehr Geld für das neue Sachwalter­schaftsrec­ht forderte.

Beim Justizbudg­et löste Moser die erste Not, indem er die Rücklagen des Ministeriu­ms auflöste. Damit ist das Gerichtsja­hr für Jus-Absolvente­n und das neue Sachwalter­recht erst einmal gesichert. Eine Dauerlösun­g ist das aber nicht. Man müsse davon ausgehen, dass 2019 keine Rücklagen mehr vorhanden sein werden, hatte Moser erklärt.

Die Richterver­einigung fordert zudem weiterhin, die Sparmaßnah­men in der Justiz zurückzune­hmen. Rund 40 Richter soll es künftig weniger an Straf- und Zivilgeric­hten geben, auch beim schon in den vergangene­n Jahren ausgedünnt­en Kanzleiper­sonal wird der Sparstift angesetzt. Heute, Donnerstag, sollte es zu einem Treffen von Moser, Beamtenmin­ister Heinz-Christian Strache und Richterver­tretern kommen. Nach Mosers Erkrankung soll das Gespräch nun nur zwischen Strache und Standesver­tretern stattfinde­n. Strache hat bisher stets erklärt, dass er aus dem Beamtenbud­get nichts für die Justiz springen lassen könne.

Bereits am Mittwoch hielten Justizvert­reter im Landesgeri­cht Klagenfurt eine Pro- testverans­taltung ab. Die Präsidenti­n der Staatsanwä­ltevereini­gung, Cornelia Koller, nahm darauf Bezug, dass Innenminis­ter Herbert Kickl für zwölf Polizeipfe­rde 900.000 Euro jährlich bewilligt bekommen habe. „Zwölf Pferde würden 36 Staatsanwä­lte pro Jahr finanziere­n, da frage ich Sie schon: Wem wollen Sie die Sicherheit Österreich­s anvertraue­n, Pferden oder Staatsanwä­lten?“

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