257 Tote bei Flugzeugabsturz in Algerien
Katastrophe. Ein Transportflieger vom Typ Iljuschin Il-76 stürzte am Mittwoch kurz nach dem Start nahe Algier ab und fing Feuer. An Bord waren Soldaten, deren Angehörige sowie zwei Dutzend Mitglieder der Sahara-Befreiungsfront Polisario.
Beim Absturz eines militärischen Großraumtransporters der algerischen Luftwaffe im Norden des Landes starben am Mittwochmorgen 257 Menschen. Die Iljuschin Il-76 (Nato-Code: Candid) verunglückte beim Start von der Basis Boufarik nahe der Hauptstadt Algier. Zeugen zufolge war sie kurz nach dem Abheben abgesackt, krachte in ein Feld und ging in Flammen auf.
Auf TV-Bildern sah man Scharen von Einsatzkräften und freiwilligen Helfern, die Flammen löschten und weiße Säcke mit Toten forttrugen. Eine private TV-Anstalt gab die Anzahl der Todesopfer unter Hinweis auf Angaben der Rettungsdienste mit 257 an. Am Nachmittag wurde das vom Verteidigungsministerium bestätigt.
Die Absturzursache war zunächst unklar. Algerien besaß zuletzt 14 dieser großen Düsenflugzeuge, die zum Großteil von 1974 bis 1997 in der UdSSR/Russland gebaut wurden und seit 2005 modernisiert wieder ge- baut werden. Sie fliegen in mehreren Ländern und gelten nicht als besonders unsicher. Seit 1979 hatte es zuvor 79 Totalverluste mit gesamt 804 Todesopfern gegeben; zuletzt gab es im Juli 2016 zehn Tote in Russland, als eine Löschflugzeugversion einer Il-76 in Sibirien abstürzte.
Das Flugzeug war nach Tindouf unterwegs, der abgelegenen Wüstenstadt in Westalgerien und Garnison nahe der Grenzen zu Mauretanien, Südmarokko und der Region Westsahara. Letzteres Gebiet, früher eine spanische Besitzung, ist seit 1975 von Marokko annektiert; in dem dünn besiedelten Gebiet ist seit den 1970ern die Unabhängigkeitsbewegung Polisario aktiv, die einen eigenen Staat fordert.
Neben algerischem Militärpersonal und dessen Angehörigen (Frauen und Kinder der Soldaten fliegen oft in Transportmaschinen mit) sind auch 26 Angehörige der Polisario (Abkürzung aus dem Spanischen „Volksfront zur Befreiung von Sagu´ıa el Hamra und R´ıo de Oro) unter den Toten. Im Raum Tindouf leben viele geflohene Sahrauis, dort ist auch das provisorische Hauptquartier der Polisario, die von Algerien unterstützt wird. Seit 1991 herrscht allerdings ein Waffenstillstand zwischen Marokko und der Polisario.
Der zuvor letzte große Absturz in Algerien hatte sich Februar 2014 zugetragen. Damals verunglückte ebenfalls ein Flieger der Luftwaffe, eine Lockheed C-130 Hercules, wobei 76 von 77 Insassen starben. (wg/ag.)