Die Ökoprämie, der Diesel und die Sinnfrage
Nützt es der Umwelt, alte Diesel zu verschrotten, statt sie nachzurüsten?
D er Dieselschwank hat einen neuen Höhepunkt: Die heimischen Autoimporteure plädieren jetzt dafür, alte, umweltschädliche Dieselautos nicht nachzurüsten, sondern per staatlicher „Ökoprämie“für den Ankauf von weniger umweltschädlichen Neuwagen aus dem Verkehr zu ziehen.
Okay, das muss man nicht unbedingt ernst nehmen: Importeure leben vom Neuwagenverkauf. Das Ganze mit dem Mäntelchen „Öko“zu behängen ist allerdings schon ein bisschen, nun ja, forsch: Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Schadstoffe, die so ein Auto während seiner Lebenszeit abgibt, fallen nämlich bei der Produktion und bei der Entsorgung der Fahrzeuge an. Bei den in Österreich verkauften Pkw ist dieser Anteil wegen des kohleverseuchten Strommixes in wichtigen Herstellerländern wie Deutschland sogar überdurchschnittlich. Das gilt übrigens auch für E-Autos, deren Produktion (wegen der Akkus) noch wesentlich umweltschädlicher als die von Benzinern und Dieselautos abläuft.
Ganz konkret: Werden die 750.00 Altdiesel der Abgasklassen eins bis drei mit staatlicher Hilfe durch ebenso viele Neuwagen ersetzt, dann entstehen bei deren Produktion Schadstoffe, die der Jahresfahrleistung von ungefähr eineinhalb Millionen bereits im Verkehr stehenden Autos entspricht.
Aus reiner Umweltgesamtsicht ist es also wohl besser, alte Karren zu fahren, bis sie niederbrechen. Bei Dieselfahrzeugen von Euro 1 bis Euro 3, die ja mindestens 13 Jahre alt sind, ist das ohnehin nur eine Frage der Zeit. Es gibt keinen Anlass für den Staat, hier mit Steuergeld einzuspringen. W obei: Ein bisschen frech ist der Ruf nach Staatsgeld schon. Eigentlich wären für die Flurbereinigung ja wohl die Autokonzerne, die uns die ganze Malaise mit ihren Abgasbetrügereien eingebrockt haben, zuständig. Und nicht die getäuschten Konsumenten oder gar unbeteiligte Steuerzahler.
Klar: Die Autoindustrie ist für das Zulieferland Österreich ein extrem wichtiger Wirtschaftsfaktor und sollte auch als solcher behandelt werden. Aber eigenes Fehlverhalten aus der Steuerkasse abdecken zu wollen, das geht zu weit.