Die Presse

Rom feiert „La notte magica“

Champions League. Das 3:0 gegen Barcelona und der sensatione­lle Halbfinale­inzug von AS Roma begeistern die Ewige Stadt. Klubchef Pallotta sprang sogar in einen Brunnen – und zahlt Strafe.

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Die Piazza del Popolo ist einer der schönsten Plätze in Rom. Er ist ein Hotspot für Touristen, die, wenn es Zeit und Hitze zulassen, zur Abkühlung in den Brunnen springen. Selbst hohe Strafen von bis zu 500 Euro schrecken kaum. Doch Dienstagab­end, ca. 22.35 Uhr, war für die Besucher der Ewigen Stadt in diesem Brunnen kein Platz mehr. Denn hier nahm James Pallotta, Präsident der AS Roma, ein Bad nach der Fußballsen­sation. Das sensatione­lle 3:0 gegen Barcelona brachte AS dank der Auswärtsto­rregel erstmals seit 1984 in der Königsklas­se zurück in die Top vier. Und Pallotta badete im Glück. Die Strafe wird er freilich entrichten.

„La notte magica“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“über die Sensation, Coach Eusebio Di Francesco wurde mit Lobeshymne­n bedacht. Die aktuelle Mannschaft ist zwar nicht die talentiert­este der Klubgeschi­chte, das war unbestritt­en die von 1982 mit Herbert Prohaska. Aber Dzekoˇ (6.), De Rossi (58./Elfmeter) und Manolas (82.) schafften mit ihren Toren, was nur sehr wenige im europäisch­en Klubfußbal­l bewerkstel­ligten. Sie schafften, was andere Generation­en um Vereinsiko­nen wie Francesco Totti nicht zustande brachten: Sie besiegten Barcelona, war- fen Lionel Messi aus dem Bewerb – und stehen im Halbfinale.

In der Serie A hat Roma 21 Punkte Rückstand auf Leader Juventus, doch im Europacup „hat Roma ein Wunder geschafft“, schwelgte die „Gazzetta“in Euphorie. „Mir ist es egal, ob ich nun einen Platz in den Geschichts­büchern bekomme“, sagte Kostas Manolas, der das 3:0 erzielt und die Wende nach dem 1:4 im Hinspiel perfekt gemacht hatte. „Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gewonnen. Wir haben es verdient.“

Coach Di Francesco hatte einen Spieler von seiner Viererkett­e abgezogen und Barca¸ im 3-5-2 mit unablässig­em, hohem Pressing vollkommen entnervt. „Er hat diese Formation vor zwei Tagen eingeführt, sie uns in die Köpfe gehämmert“, erklärt De Rossi das Erfolgsrez­ept. Es wurde getreten, gerempelt und attackiert, mitunter weit über der Grenze des Erlaubten. Für die Offensive wurde ein simples (Holzfäller-)Mittel zum Zweck: hohe, weite Bälle auf Dzeko,ˇ der sich derer gegen Barcas¸ zu filigran wirkende Spieler nach Lust und Laune bediente.

Barca¸ war es nicht gewohnt, so zu verteidige­n. Also nahm der Paradeklub einmal mehr vorzeitig Abschied aus der Champions League. Übrigens zum dritten Mal in Folge im Viertelfin­ale; so viel zum Römer Märchen.

Dennoch: Außer Rom holten zuvor in der Königsklas­se nur La Corun˜a gegen den AC Milan (2004; Hinspiel 1:4) – und Barcelona im Vorjahr gegen Paris (Hinspiel 0:4) ähnliche Rückstände auf. Jetzt träumen die Römer von mehr: „Wir können Kiew erreichen“, sagte Di Francesco mit Blick auf den Austragung­sort des Finales am 26. Mai. Der Weg dahin ist noch weit, Roma wird bei der Halbfinal-Auslosung am Freitag in Nyon die nominell schwächste Mannschaft sein. Aber das war ja auch vor dem Viertelfin­ale schon so.

Die Aktie der Roma setzte am Mittwoch zum Höhenflug an. Gleich zu Beginn des Handels an der Mailänder Börse stieg das Papier um 22 Prozent auf 0,60 Euro und wurde wegen der Kurssprüng­e vorübergeh­end vom Handel ausgesetzt. „Corriere dello Sport“meint, dass der Halbfinale­inzug 77,1 Mio. Euro in die Klubkassa spülte. Damit ist die Strafe des Klubchefs prompt beglichen. (fin)

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[ Reuters ]

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