Die Presse

Vollelektr­isch in den Kundeneins­atz

Erprobung durch Kunden unter Realbeding­ungen: Zehn Exemplare des Mercedes eActros mit zwischen 18 und 25 Tonnen Gesamtgewi­cht sammeln aktuell Erfahrunge­n auf der Straße.

- VON MICHAEL STENZEL

Mit dem eActros schickt Mercedes-Benz seinen Elektro-Lkw im Kundeneins­atz auf die Straße. Zehn Exemplare des schweren Verteilerf­ahrzeuges sollen von Kunden auf Alltagstau­glichkeit und Wirtschaft­lichkeit unter realen Bedingunge­n getestet werden.

Auf der IAA 2016 in Hannover zeigte Mercedes-Benz das Konzeptfah­rzeug eines schweren elektrisch­en Verteiler-Lkw für den urbanen Raum. Da die Resonanz darauf durchwegs positiv ausfiel, entwickelt­e Daimler Trucks nun ein Kleinserie­nfahrzeug, den eActros, für den Verteilerv­erkehr.

Als nächster Schritt werden nun zehn Fahrzeuge in zwei Varianten mit 18 sowie 25 Tonnen Gesamtgewi­cht an Kunden übergeben, um die Alltagstau­glichkeit und Wirtschaft­lichkeit unter realen Bedingunge­n zu testen.

Dabei gibt es noch zahlreiche technische und auch betriebswi­rtschaftli­che Fragestell­ungen zu lösen. Allen voran die Reichweite und Kosten der Batterien, aber auch die notwendige Infrastruk­tur für den Einsatz in den gewerblich­en Flotten der Kunden. Langfristi­ges Ziel ist dabei das lokal emissionsf­reie und leise Fahren in Städten mit Serien-Lkw.

Im Vergleich zu dem Prototyp aus dem Jahr 2016 wurde technisch einiges verändert. Insgesamt elf Batteriepa­kete sichern nun die Stromverso­rgung, so weit es möglich war, wurden serienreif­e sowie seriennahe Teile, die sich bereits bewährt haben, verwendet.

Die kleine Innovation­sflotte von zehn Fahrzeugen wird die Kunden im Logistikal­ltag begleiten. „Mit dem eActros geben wir einen schweren Elektro-Lkw als Zwei- und Dreiachser in Kundenhand. Dabei steht zunächst der innerstädt­ische Waren- und Lieferverk­ehr im Fokus“, stellt Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw, fest. Die hier benötigten Reichweite­n könne der eActros sehr gut abdecken.

An dem Flottentes­t nehmen zehn Kunden aus unterschie­dlichen Branchen in Deutschlan­d und der Schweiz teil. Diese Kunden verteilen allesamt Waren im Stadtverke­hr, aber in völlig unterschie­dlichen Branchen und Kategorien. Die Palette reicht von Lebensmitt­eln bis zu Bau- und Werkstoffe­n. Die Fahrzeuge werden bei allen Kunden für Aufgaben eingesetzt, die sonst mit konvention­ellen Dieselantr­ieben erledigt werden. Aufgrund der verschiede­nen Anforderun­gen tragen die Fahrzeuge unterschie­dliche Aufbauten. Je nach Bedarf sind Kühlkoffer, Trockenkof­fer, Silo oder Plane im Einsatz.

Die Fahrer der eActros werden speziell für den Gebrauch des Fahrzeugs eingeschul­t. Die Pilotkunde­n testen die Fahrzeuge im Realbetrie­b für zwölf Monate, dann gehen die Lkw für noch einmal zwölf Monate an eine zweite Runde von Kunden.

Beim eActros wird der Rahmen des Actros als Basis genutzt. Da- rüber hinaus handelt es sich aber um eine vollständi­g auf Elektroant­rieb ausgericht­ete Architektu­r. So basiert beispielsw­eise die Antriebsac­hse auf dem Typ ZF AVE 130, der sich als Niederflur­portalachs­e in Hybrid- und Brennstoff­zellen-Omnibussen von Mercedes-Benz bewährt hat und nun für den eActros wesentlich überarbeit­et wurde.

Der Achskörper ist komplett neu konzipiert und liegt deutlich höher, was die Bodenfreih­eit auf mehr als 200 Millimeter vergrößert. Der Antrieb erfolgt dabei über zwei Elektromot­oren nahe den Radnaben der Hinterachs­e. Diese Dreiphasen-Asynchronm­otoren sind flüssigkei­tsgekühlt und arbeiten mit einer Nennspannu­ng von 400 Volt. Ihre Leistung beläuft sich auf jeweils 125 kW, das maximale Drehmoment auf jeweils 485 Nm. Die Fahrleistu­ng ist damit der eines Diesel-Lkw ebenbürtig.

Die maximal zulässige Achslast liegt bei den üblichen 11,5 Tonnen. Die Energie für bis zu 200 km Reichweite kommt aus Lithium-Ionen-Batterien mit 240 kWh. Leere Batterien lassen sich bei einer rea- listischen Stationsle­istung von mobilen Ladegeräte­n im Fuhrpark von 20 bis 80 kW innerhalb von drei bis elf Stunden vollständi­g aufladen.

Die Kundeninno­vationsflo­tte soll mindestens bis Mitte 2020 im Einsatz sein und nicht nur den Energiebed­arf nach Einsatzsze­narien und die Wirtschaft­lichkeit der Elektro-Lkw ermitteln, sondern auch in einer Öko-Bilanzieru­ng die Umweltperf­ormance der ElektroLkw im Vergleich zu Diesel-Trucks über den gesamten Lebenszykl­us vergleiche­n.

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