Die Presse

Wohin geht es meist? In die ehemalige DDR, in die italienisc­he Provinz

Direktoren aus Österreich. Es ist nicht so, dass die Direktoren­etagen der Museen von Österreich­ern überrannt werden. Aber es gibt einige.

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Im Dezember tritt die Österreich­erin Tulga Beyerle ihr Amt als Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg an. Aber sonst ist Max Hollein eher eine Ausnahmeer­scheinung. Um es hart zu formuliere­n: Österreich­ische Museumsman­ager bespielen eher die Provinz – oder die ehemalige DDR: So war Barbara Steiner von 2001 bis 2011 in Leipzig Direktorin der Stiftung Galerie für Zeitgenöss­ische Kunst; heute leitet sie das Kunsthaus Graz. Gleich zwei ehemalige Belvedere-Kuratoren findet man heute in der Gegend: Alfred Weidinger ist seit 2017 Direktor des Museums der bildenden Künste Leipzig, Stephan Koja seit 2016 Direktor der Gemäldegal­erie Alte Meister der Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden.

Ein österreich­isches Urgestein in Deutschlan­d ist Peter Weibel, der seit 1999 das Zentrum für Kunst und Medientech­nologie in Karlsruhe leitet. Thomas Trummer, heute Direktor im Kunsthaus Bregenz, führte 2012 bis 2015 die Kunsthalle Mainz. Peter Pakesch als Leiter der Kunsthalle Basel 1996 bis 2003 soll hier keinesfall­s vergessen werden.

Ein guter Abnehmer österreich­ischen Museums-Know-hows ist auch Italien – ein Vorreiter war Peter Weiermair, der 2001 bis 2007 die Galleria d’Arte Moderna in Bologna leitete. Das Schicksal der jüngsten Generation aus dem Ausland berufener Museumsdir­ektoren in Italien begann dagegen wechselhaf­t: Peter Assmann, einst Chef des Oberösterr­eichischen Landesmuse­ums, muss sich als Direktor im Palazzo Ducale in Mantua genauso wie Peter Aufreiter (ehemals Belvedere) an der Galeria Nazionale delle Marche in Urbino inneritali­enischen juristisch­en Spitzfindi­gkeiten aussetzen.

Direktoren stärken Kunst ihrer Heimat

Stärkeres Engagement österreich­ischer Direktoren, aber auch Kuratoren in Museen und Biennalen haben übrigens nicht zu vernachläs­sigenden Einfluss auf die Sichtbarke­it österreich­ischer Kunst im Ausland: Bringt doch jeder sein Päckchen an Expertise mit – so auch Hollein, der in der Schirn Ausstellun­gen wie „Die nackte Wahrheit“oder eine Retrospekt­ive Richard Gerstls zeigte. (Und in San Francisco die erste große Klimt-Schau der Westküste.) Was steht also an? Wo wird die scheidende KHM-Direktorin Sabine Haag, wo Sabine Breitwiese­r (einst Kuratorin am MoMA, zuletzt in Salzburg) landen? Die wichtigste anstehende Besetzung im zeitgenöss­ischen Bereich ist jedenfalls der Chefkurato­r der Documenta 2022. (sp)

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