Die Bruchlinie zwischen Realisten und Utopisten
Heimatlose Konservative sehen sich unversehens weiter nach rechts gerückt, obwohl sie doch subjektiv nur stehen geblieben sind.
In seinem Beitrag „Wenn Konservative nach rechts gehen“(„Die Presse“vom 5. April 2018) nahm Günther Haller die „Erklärung 2018“, die sich gegen „illegale Masseneinwanderung“ausspricht, zum Anlass, den „Schulterschluss zwischen Vertretern des Bürgertums und ,Neuen Rechten‘“als tendenziell gefährliche Formierung von „Demokratiefeinden“darzustellen.
Tatsächlich ist die „Erklärung 2018“ein Novum: Zu den Erstunterzeichnern gehören Mainstream-Konservative, nach rechts abgebogene Autoren, ebenso wie bislang an den Diskursrand verbannte Vordenker der sogenannten Neuen Rechten; in diesem Who’s who der nicht linken Intelligenz haben sozusagen „Die Achse des Guten“und die „Junge Freiheit“geheiratet. Die Vorgeschichte dieser Hochzeit liegt in der sich stetig zuspitzenden linken Gesellschaftspolitik der vergangenen dreißig, vierzig Jahre, das auslösende Moment war die Migrationswelle des Jahres 2015.
Haller operiert schlagwortartig mit den Begriffen „konservativ“, „rechts“und „Mitte“, ohne sie in irgendeiner Weise zu definieren. Tatsächlich lassen sich die Begriffe „rechts“und „konservativ“nicht trennscharf voneinander abgrenzen; der Konservativismus ist der ideengeschichtliche Kern jeder Form der „Rechten“und umgekehrt.
Griffige Schubladisierungen
Anstelle von „links“und „rechts“werden häufig auch die Begriffe „konservativ“und „progressiv“benutzt. „Linke“sind demnach schematisch gesprochen diejenigen, die eher nach Veränderung und gesellschaftlichen Umwälzungen streben, „Rechte“jene, die stärker auf das Gewachsene und Traditionelle setzen. Allerdings ist die Einordnung „rechts“im gängigen Koordinatensystem oft eine Fremdzuschreibung, die dazu dient, einen Redner zu diskreditieren. Und mit jedem Linksruck im Zuge der Radikalisierung der „politischen Korrektheit“blieben heimatlose Konservative auf der Strecke, die sich unversehens weiter nach rechts gerückt sahen, obwohl sie doch subjektiv stehen geblieben waren.
Konkrete Inhalte zählen hier nur wenig, griffige Schubladisierungen umso mehr. Aber läuft die entscheidende Bruchlinie heute nicht vielmehr zwischen Realisten und Utopisten, Anhängern globalistischer Träume und den Bewahrern kultureller, religiöser, nationaler Bestände?
Auf der Suche nach der Ursache dieses „Schulterschlus-