Vertuschte Dopingfälle?
Biathlon. Skijägern und der IBU-Verbandsspitze droht ein Doping-Beben. Sogar Bestechung steht im Raum.
Hat sich Russland das Schweigen des Biathlon-Weltverbandes (IBU) erkauft? Dieser Frage geht die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft nach, dazu gab es Dienstagabend auch eine Hausdurchsuchung am IBU-Sitz in Salzburg. Im Zentrum des Ermittlungsverfahrens stehen die Deutsche Nicole Resch, 42, seit 2008 Generalsekretärin und starke Frau des IBU, und der norwegische IBU-Präsident Anders Besseberg, 72. Beide haben ihre Ämter vorübergehend niedergelegt.
Alles ins Rollen gebracht hat die Welt-Antidoping-Agentur, die in einem 16-seitigen, vertraulichen Report Ende 2017 festgestellt hatte, dass der IBU „alles getan habe, um Ermittlungen gegen Russland zu verhindern“. Konkret soll Besseberg seit dem Jahr 2011 gar 65 russische Dopingfälle verschwiegen haben. Betroffen seien 17 der 22 in der vergangenen Saison im Weltcup angetretenen Russen. Dabei sollen Bestechungsgelder in der Höhe von 300.000 Dollar (rund 242.200 Euro) versprochen bzw. angenommen worden sein.
Wie die Behörden bekannt gaben, betreffe der Tatzeitraum für die Dopingvorwürfe vornehmlich die Biathlon-WM im Februar 2017 in Hochfilzen, die Korruptionsvorwürfe reichen bis 2012 zurück. Die Strafdrohungen betragen für die Dopingvorwürfe eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten oder eine Geldstrafe bis 360.000 Euro. Für Betrugsvorwürfe bzw. Korruption bis zu drei Jahre bzw. sechs Monate bis fünf Jahre.
„Dass ich von den Russen Geld bekommen haben soll, um Dopingproben zu vertuschen, kann ich klar und deutlich verneinen“, erklärte Besseberg im norwegischen Fernsehen. Der Norweger ist seit 1992 IBU-Präsident und wollte sich heuer ohnehin zurückziehen. Im September hätte ein Nachfolger gewählt werden sollen. Für die Dauer der Untersuchungen übernimmt der österreichische IBU-Vizepräsident und ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner. (joe)