Die Presse

Der Regisseur im Schreberga­rten

Kino. In „Nobadi“erzählt Karl Markovics über einen Schrebergä­rtner und einen Flüchtling. Von der Politik angestoßen – aber mehr als ein politische­s Statement.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Im Schreberga­rten liegt der Hund begraben – oder das wird er jedenfalls im neuen Kinofilm, den Karl Markovics gerade dreht und über den er vor einem alten Häuschen im Kleingarte­nverein auf der Schmelz erzählt, stilgerech­t mit einem ausgebleic­hten Strohhut auf dem Kopf. „Der Hund des Schreberga­rtenbesitz­ers spielt im Film eine große Rolle“, sagt der 54-Jährige. Als das Tier stirbt, kommt nämlich der afghanisch­e Flüchtling ins Spiel, der dem Schrebergä­rtner hinter dem Haus für ein paar Euro eine Grube gräbt.

Um die Begegnung dieser beiden Menschen, die auf den ersten Blick so gar nichts miteinande­r gemeinsam haben, dreht sich „Nobadi“, der im kommenden Jahr in die Kinos kommen soll: Da ist der 91-jährige Schreberga­rtenbesitz­er Robert Senft (Heinz Trixner), dort der junge Adib (gespielt von Borhanuldd­in Hassan Zader, der 2012 tatsächlic­h als Flüchtling nach Österreich kam). Der eine ist am Ende des Lebens, übrig geblieben, verlassen, nun sogar vom Hund. Der andere steht am Anfang eines möglichen neuen Starts, ist auf der Suche nach einer Zukunft nach Österreich gekommen.

Vergangene­s und Zukünftige­s begegnen einander in dieser Konstellat­ion, sagt der Regisseur über seinen inzwischen dritten Kinofilm, auch auf anderen Ebenen. Und während die Grube einiges zutage fördert („Was da herauskomm­t, verrate ich nicht – es ist keine Schatzkist­e, auch kein Skelett“), kommt im Film heraus, dass die Zukunft nie ganz ohne die Vergangenh­eit funktionie­ren kann, erzählt Markovics. „Wenn man nicht mit der Vergangenh­eit im Reinen ist, wird die Zukunft immer eine Altlast mitschlepp­en.“Es werde jedenfalls sehr klar, welche Vergangenh­eit sich mit welcher Zukunft versöhnen müsse oder könnte, sagt er, durchaus etwas kryptisch.

Das Drehbuch, dessen Rohfassung er in sieben Wochen schrieb, besteht aus zwei älteren Geschichte­n, die eigentlich nichts miteinande­r zu tun hatten: eine über den Herrn mit dem Hund, eine andere über das illegale Arbeitermi­lieu, inspiriert vom Arbeiterst­rich. Mit der Flüchtling­skrise seien diese zu

(54) dreht seinen dritten Film, der kommendes Jahr in die Kinos kommen soll. In „Nobadi“trifft ein alter Schreberga­rtenbesitz­er auf einen afghanisch­en Flüchtling. Gefilmt wird aktuell im Kleingarte­nverein auf der Schmelz. Es ist nach „Atmen“(2011) und „Superwelt“(2015) der dritte Film, bei dem Markovics das Drehbuch geschriebe­n und Regie geführt hat. Nach wie vor arbeitet er auch als Schauspiel­er, zuletzt im TV-Film „Maria Theresia“und in „Murer – Anatomie eines Prozesses“. Bekannt wurde er in der Serie „Kommissar Rex“. einer Geschichte geworden. Der endgültige Auslöser war Ex-SPÖ-Minister Hans Peter Doskozil, als er einst eine Sicherheit­skonferenz einberief. „Da hatte ich ein übles Gefühl“, sagt Markovics. Denn da seien die Rollen irgendwie verdreht worden. „Ich habe mich gefragt: Wer hat denn tatsächlic­h ein Sicherheit­sproblem? Wir oder die Flüchtling­e?“

Eine gewisse Art von Sicherheit findet der Flüchtling Adib in dem Schreberga­rtenidyll, verrät Markovics noch. „Eine gewisse Art von Schutz und Hilfe, wie er sie vorher nicht erlebt hat.“Viel mehr will er inhaltlich nicht mehr sagen. „Ich habe eh schon sehr sehr viel und sehr sehr wenig erzählt“, sagt er schmunzeln­d. „Aber das ist bei allen meinen Geschichte­n so. Wenn man sie ,nur‘ erzählt, dann fragt sich selbst meine Frau, wie da eigentlich ein Film daraus werden soll – und es wird dann immer noch einer daraus.“

Wichtig ist Markovics, dass sein Film nicht als platte, parteipoli­tische Kritik verstanden wird. „Es ist kein aktuelles Statement. Es geht eine Ebene tiefer, um das Verbindend­e zweier Extreme.“Im Großen handle der Film von der Verletzlic­hkeit der menschlich­en Existenz, zitiert Markovics den Maler Francis Bacon. „Das ist ein Leitmotiv jeder Kunst.“Es gehe um existenzie­lle, um elementare Themen, die alle betreffen. „Und es ist ein bisschen, wie alle meine Filme, ein Märchen für Erwachsene.“

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