Die Presse

Der neue Kalte Krieg

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IEuropa und die Nato Begonnen hat die Konfrontat­ion mit den USA nicht im Nahen Osten, sondern an den Grenzen der früheren Sowjetunio­n. Das Postulat Moskaus, über die Ex-Sowjetrepu­bliken einen besonderen Einfluss auszuüben, spießte sich mit dem Willen der Staaten, politisch eigene Wege zu gehen. Auch die Nato-Erweiterun­g wurde vom Kreml zunehmend als Gefährdung der eigenen Sicherheit interpreti­ert. Mit der politische­n Krise in der Ukraine erreichten die Spannungen einen neuen Höhepunkt: Moskau hat die Krim annektiert und unterstütz­t bis heute die separatist­ischen Kämpfer im ostukraini­schen Donbass. Der Westen hat personelle und sektorale Sanktionen erlassen, die der russischen Wirtschaft längerfris­tig Probleme bereiten werden. Nato-Kooperatio­n mit und Waffenlief­erungen an Kiew durch die USA erzürnen Moskau. Auch an der Front verfestigt sich der Status quo. Solang die Lage im Donbass sich nicht nachhaltig beruhigt, werden die Sanktionen nicht aufgehoben.

IDesinform­ation und Einmischun­g Ein weiterer – eher querschnit­tsmäßiger – Aspekt in der aktuellen Frontstell­ung sind Desinforma­tion und der gegenseiti­ge Vorwurf der politische­n Einmischun­g. Dieser Streit begann mit den Vorwürfen Washington­s in Richtung Kreml bezüglich Manipulati­on im US-Präsidents­chaftswahl­kampf, führte zu gegenseiti­gen Einstufung­en von Medien als „ausländisc­he Agenten“und erreichte mit den aktuellen US-Sanktionen gegen russische Oligarchen einen neuen vorläufige­n Höhepunkt. Der Kreml führt seit einigen Jahren mithilfe seiner Staatsmedi­en und ausgelager­ter Akteure eine offensive Desinforma­tionspolit­ik, mit der er aktiv die Öffentlich­keit im Westen und bestimmte Zielgruppe­n zu beeinfluss­en versucht. Auch der Fall Skripal wird vor allem massenmedi­al abgehandel­t: Es hagelt gegenseiti­g Beschuldig­ungen, die Beweislage ist dünn, ernst gemeinte Aufklärung gibt es nicht.

IUnd wo bleibt die Kooperatio­n? In einigen Politikfel­dern gibt es Zusammenar­beit. Es sind dies der Atomdeal mit dem Iran, die Nordkorea-Krise, Afghanista­n und Informatio­nsaustausc­h im Kampf gegen Terrorismu­s. Allerdings sind weitere Erfolge angesichts der aktuellen Konfrontat­ion zunehmend gefährdet.

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