Die Presse

Gemeinsam gegen mehr Flüchtling­e

Asylwesen. Vor der EU-Ratspräsid­entschaft sucht Innenminis­ter Herbert Kickl Verbündete in Europa, um Verschärfu­ngen durchzuset­zen.

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Innenminis­ter Herbert Kickl markiert sein Revier. Im zweiten Halbjahr 2018 hat Österreich die EU-Ratspräsid­entschaft inne – und wenn Europas Vertreter dann nach Wien kommen, sollen sie wissen, was Kickl von der EU will: Verschärfu­ngen im Asylwesen und einen strengen EU-Außengrenz­schutz. Geht es nach dem FPÖ-Politiker, sollen Asylanträg­e auf europäisch­em Boden in Zukunft gar nicht mehr möglich sein.

Um diesen Forderunge­n Gewicht zu geben, sucht Kickl Verbündete in Europa. „Wir wollen Kontrolle statt Chaos“, sagte er am Freitag bei einer Pressekonf­erenz in Wien im Rahmen des Forum Salzburg. Das ist eine mitteleuro- päische Sicherheit­spartnersc­haft, die im Jahr 2000 von Österreich initiiert wurde, und mit Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich neun Mitglieder hat. Heuer, anlässlich der EU-Ratspräsid­entschaft, gibt es neben den osteuropäi­schen Staaten weitere Teilnehmer, etwa Deutschlan­d. Insgesamt sind 14 Staaten vertreten. Kickl gab der Konferenz den Namen „Wiener Prozess“.

Und so kam es, dass am Freitag etwa die rumänische Innenminis­terin neben Kickl am Podium saß und seinen Plänen ebenso beipflicht­ete wie der finnische Innenminis­ter. Letzterer, Kai Mykkänen, ist Mitglied der konservati­ven Nationalen Sammlungsp­artei und bot der EU seine Hilfe beim Aufbau eines Grenzschut­zes an. Aufgrund der langen gemeinsame­n Grenze zu Russland hätte Finnland immerhin viel Erfahrung. Die Hilfe gibt es allerdings nicht gratis: „Die EU müsste ein Budget bereitstel­len.“

Auch das von Horst Seehofer (CSU) geführte deutsche Innenminis­terium war durch Staatssekr­etär Stephan Mayer vertreten. Dieser betonte mehrfach, dass er im Namen Seehofers sagen könne, wie sehr das deutsche Innenminis­terium Kickls Pläne gutheiße.

Seehofer hatte in der Vergangenh­eit mehrmals Kritik an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geäußert – und eine deutlich härtere Gangart hinsichtli­ch der Flüchtling­e gefordert. Damit waren Seehofer und der damalige Außenminis­ter und jetzige Kanzler Sebastian Kurz, der Merkel ebenfalls mehrfach kritisiert hatte, auf einer Linie.

Seehofer, der seit 2008 Ministerpr­äsident Bayerns war, ist nun in Merkels neuer großer Koalition In- nenministe­r. Staatssekr­etär Mayer skizzierte Seehofers Vorstellun­gen: Es sollten jene Faktoren reduziert werden, „die Länder wie Österreich, Deutschlan­d und Holland zu attraktive­n Einwanderu­ngsländern gemacht hatten“. Darum brauche es einheitlic­he Asylverfah­ren und einheitlic­he Sozialleis­tungen für Flüchtling­e in der gesamten EU. Außerdem solle Frontex zu einer ordentlich­en Grenzschut­zbehörde ausgebaut werden und ein lückenlose­s Kontrollsy­stem bis spätestens 2021 aufgebaut werden. Erst dann will Deutschlan­d wieder offene Grenzen innerhalb Europas.

Für da Erste kommen Kickls Asylpläne am Mittwoch in den Ministerra­t: Dazu gehören die Auslese von Handy-Daten ebenso wie Bargeldabn­ahme, „um einen Beitrag zu den Kosten für die Grundverso­rgung in Österreich zu leisten“, wie er sagte. Darüber hinaus will er eine Möglichkei­t, straffälli­g gewordene Asylwerber in eine sogenannte Anschlussh­aft zu nehmen – um diese dann von dort abzuschieb­en.

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