Drama, Lama!
Das
Kind ist neulich auf Netflix bei einer Serie hängen geblieben, für die es eigentlich schon zu groß ist. Die Serie heißt „Lama Lama“und handelt von einem Lama namens Lama Lama. (Ich wollte immer schon einmal einen Satz bilden, in dem das Wort Lama fünfmal vorkommt). Das Lama Lama Lama (oder dreimal) hat allerlei Freunde mit Sehschwächen, ein Schaf mit schwarzer Brille, eine Giraffe mit rosa Brille, und eine Lama-Mutter (ohne Brille), die mit einer Geduld ausgestattet ist, die man in dieser Form bei Eltern von anstrengenden kleinen Kindern sonst eher selten findet: Lama Lama befindet sich nämlich in einer mühsamen Trotzphase. In der Folge „Lama Lama, Einkaufsdrama“etwa will Lama Lama keinesfalls mit in den Supermarkt. (Ein Szenario übrigens, das mich privat auch immer noch betrifft.) Die Lama-Mama hat die Ruhe weg und gibt dem plärrenden Kind ein „Es ist in Ordnung, frustriert zu sein“mit. (Ein Satz, der bei akut kreischenden dreijährigen Nichtlamas sicher enorm gut ankommt, probieren Sie es ruhig einmal aus.)
Im Supermarkt hat das Lama-Kind natürlich plötzlich eine ungeahnte Freude am Lebensmitteleinkauf, am Ende verkündet es: „Du hattest recht, Mama, einkaufen geht schnell.“Dem Kind vor dem Fernseher kann das Einkaufs-Fan-Lama aber nichts vormachen, für erfolgreiche Gehirnwäsche bei Kindergartenkindern ist es schon zu groß: Einkaufen bleibt doof. (Immerhin wirft es sich seit mehreren Jahren nicht mehr auf den Boden, wenn es kein Überraschungsei bekommt.) In einer anderen Folge wird Lama Lama krank und verpasst irgendein Fest, bei dem Daddy Gnu seine berühmten Snacks beisteuert. Die Moral-Lama-Mama bringt als Trost grausige Suppe und erinnert das Lamakind daran, bei Krankheit auf jeden Fall im Bett zu bleiben. (Etwas, das bei uns daheim noch nie funktioniert hat.)
Wenn das Kind so einsichtig wie Lama Lama und mit zum Spar gegangen wäre, hätte es in der Gummibärenabteilung vielleicht die neueste Haribo-Erfindung „Drama-Lama“entdeckt. So aber hat es die Gummilamas verpasst. Es ist echt in Ordnung, frustriert zu sein.