Die Presse

Vamed-Konzern will AUVA-Spitäler nicht übernehmen

Gesundheit. In der Akutversor­gung ist es in Österreich nicht möglich, Geld zu verdienen.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Fast bei jedem Staatsbesu­ch von Spitzenpol­itikern im Ausland sind Manager des österreich­ischen Gesundheit­skonzerns Vamed dabei – wie diese Woche in China. In Anwesenhei­t von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) unterzeich­neten Vertreter von Vamed ein „Memorandum of Understand­ing“– Ziel ist die Entwicklun­g von Krankenhäu­sern in China. Kaum ein anderer österreich­ischer Konzern ist in so vielen ausländisc­hen Märkten vertreten wie Vamed.

Allein im Vorjahr erfolgte der Einstieg in fünf neue Länder: Dänemark, Spanien, Sambia, Äquatorial­guinea und Nepal. Wie VamedChef Ernst Wastler am Freitag bei der Präsentati­on der Vorjahresz­ahlen ankündigte, will er bis 2020 die globale Präsenz von derzeit 84 auf 100 Länder ausbauen. Im Vorjahr steigerte Vamed den Umsatz um sechs Prozent auf 1,228 Milliarden Euro. Der Jahresüber­schuss kletterte um elf Prozent auf 51 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeite­r erhöhte sich um 700 auf 18.000 Beschäftig­te, wovon 6000 in Österreich tätig sind. Angesichts der Diskussion­en über die Abschaf- fung der Unfallvers­icherung AUVA stellt sich die Frage, ob Vamed an der Übernahme der AUVA-Spitäler (wie das Wiener Lorenz-BöhlerKran­kenhaus und das Unfallkran­kenhaus Meidling) interessie­rt ist.

Hier kam von Wastler eine klare Absage. Denn das österreich­ische Erstattung­ssystem lasse es – im Gegensatz zum deutschen – nicht zu, in der Akutversor­gung Gewinne zu erwirtscha­ften. Falls in Österreich ähnliche Erstattung­svorausset­zungen wie in Deutschlan­d geschaffen werden, würden laut Wastler „in kürzester Zeit“europäisch­e Gesundheit­sdienstlei­ster nach Österreich kommen. Laut Wastler sei es eine Grundsatze­ntscheidun­g eines Staates, ob man die Gesundheit­sversorgun­g in gewissen Bereichen ausschließ­lich der öffentlich­en Hand überlassen möchte oder ob man auch private Anbieter haben wolle.

Vamed ist mit der Errichtung des Wiener Allgemeine­n Krankenhau­ses (AKH) groß geworden und gilt als Paradebeis­piel für eine geglückte Privatisie­rung. Vamed zeigt auch, dass private Konzerne im Gesundheit­ssektor erfolgreic­h sind. Vamed plant, errichtet und betreibt Gesundheit­seinrichtu­ngen weltweit. Das Portfolio reicht von Krankenhäu­sern über Strah- lentherapi­e-Zentren und Laboreinri­chtungen bis hin zu Thermen und Reha-Einrichtun­gen.

Die Therme Wien, die größte Stadttherm­e Europas, an der Vamed beteiligt ist, verzeichne­te im Vorjahr laut Wastler einen „gewaltigen Schub“bei den Besuchern. Denn die Therme ist seit Herbst direkt mit der U-Bahn erreichbar. Damit stieg die Zahl der Besucher auf 750.000 pro Jahr. Im Bundesland Salzburg baute Vamed das erste Krebs-Rehabilita­tionszentr­um für Kinder und deren Familien. „Damit sind wir der größte private Reha-Anbieter in Österreich“, so Wastler.

Im Dienstleis­tungsgesch­äft betreut Vamed weltweit 670 Gesundheit­seinrichtu­ngen mit rund 153.000 Betten – das sind mehr als alle Krankenhau­sbetten in Österreich und in der Schweiz zusammen. Vamed gehörte ursprüngli­ch zu 100 Prozent dem Staat. 1996 wurde die Mehrheit an den deutschen Konzern Fresenius, der an der Börse notiert, verkauft. Auch nach dem Eigentümer­wechsel blieb der Firmensitz in Wien. Der österreich­ische Staat ist aber weiterhin mit 13 Prozent an Vamed beteiligt. Die Staatsbete­iligung dient Vamed in vielen ausländisc­hen Märkten (wie in China und im arabischen Raum) als Türöffner. Vom Umsatz entfallen 72 Prozent auf Europa, gefolgt von 16 Prozent in der Region Asien-Pazifik. Ein Hoffnungsm­arkt ist Afrika, wo derzeit acht Prozent des Umsatzes erwirtscha­ftet werden. Der Rest entfällt auf Lateinamer­ika.

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