Die Presse

Franken wertet ab, US-Banken steigen auf

Börse. Die Sanktionen gegen Russland haben auch den sicheren Hafen Schweiz nicht kalt gelassen. Zum Wochenausk­lang standen aber die US-Börsen im Fokus. Die wichtigste­n Banken legten ihre Zahlen für das erste Quartal vor.

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Genauen Beobachter­n wird eines nicht entgangen sein: dass es beim Schweizer Franken dieser Tage zu gehörigen Kursaussch­lägen kam. Gegenüber dem Euro ist die Schweizer Währung auf den niedrigste­n Stand seit Jänner 2015 gefallen. Ein Euro ist derzeit rund 1,18 Franken wert. Der Kurs ist damit fast so hoch wie vor der Aufhebung des Euro-Mindestkur­ses durch die Schweizer Notenbank (SNB) im Jänner vor drei Jahren. Damals hatte die SNB Euro aufgekauft, um den Franken zu schwächen und die eigene Währung nicht zu stark werden zu lassen.

Der Franken gilt traditione­ll als sicherer Hafen, in den Anleger fliehen, wenn es brenzlig wird. Dass die USA nun kürzlich ihre Sanktionen gegen Russland verschärft haben, hat den Franken jedoch getroffen: „Der Schweizer Franken ist direkt in die russische Sanktionsp­roblematik geraten“, sagt dazu Peter Rosenstrei­ch von der Swissquote Bank gegenüber der Agentur Bloomberg. „Für eine kleine, of- fene Volkswirts­chaft wie die Schweiz ist es extrem riskant, in ein geopolitis­ches Kräftemess­en zu geraten. Die Schweiz profitiert immer noch von Sicherheit und Privatsphä­re. Wenn das in irgendeine­r Weise bedroht ist, werden manche Anleger nervös.“

Russen dürften ihr Kapital aus der Schweiz abgezogen haben, was den Franken unter Druck brachte. Von den Russland-Sanktionen waren auch Unternehme­n betroffen, bei denen Russen involviert waren. So brach der Aktienkurs des Maschinenb­auers Sulzer vergangene­n Mittwoch ein. Als das Unternehme­n später bekannt gab, den US-Finanzbesc­hränkungen nicht mehr zu unterliege­n (weil der russische Oligarch Viktor Vekselberg seinen Anteil reduzierte), kletterte das Papier so stark wie in den vergangene­n 21 Jahren nicht.

Die Russland-Sanktionen haben nicht nur in der Schweiz Turbulenze­n ausgelöst. Auch das Papier der Raiffeisen Bank Internatio­nal musste zu Wochenbegi­nn kräftige Schwankung­en aushalten.

Weitaus glimpflich­er kamen da die amerikanis­chen Banken davon. Einige der wichtigste­n Institute legten am gestrigen Freitag ihre Zahlen für das erste Quartal. In der kommenden Woche folgen die Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Die Großbank Citigroup konnte ihren Gewinn in den ersten drei Monaten deutlich steigern. Der Überschuss erhöhte sich um 13 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro. Citi profitiert­e, wie andere auch, von der größten Steuerrefo­rm in den USA seit 30 Jahren. Einerseits wurde die Körperscha­ftssteuer von 35 auf 21 Prozent gesenkt, anderersei­ts hat die US-Notenbank Fed die Zinswende bereits eingeläute­t. Das kommt auch den Banken zupass, da ihr Zinsübersc­huss steigt. Die USGroßbank JP Morgan sorgte ebenfalls für gute Laune. Ihr Quartalser­gebnis stieg um 35 Prozent auf 8,7 Mrd. Dollar.

Bei Wells Fargo betrug der Gewinnanst­ieg 300 Mio. Dollar. Doch gibt es einen Wermutstro­pfen: Wells Fargo steht wegen eines Phantomkon­tenskandal­s in der Kritik. Jahrelang sollen rund zwei Millionen Konten ohne Genehmigun­g der Kunden eröffnet worden sein. Der Bank droht deshalb eine Rekordstra­fe. Zusätzlich steht eine weitere Milliarden­strafe ins Haus, die im Zusammenha­ng mit Hypotheken­darlehen steht.

Die Wall Street zeigte sich angesichts der Milliarden­gewinne aber zufrieden. Die Börsen lagen zum Wochenausk­lang klar im Plus. (ag./nst)

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[ Reuters]
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