„Frauen haben oft andere Themen“
Frauenförderung. Weibliche Führungskräfte sind klar in der Minderheit – ein Defizit, das durch gezielte postgraduale Programme und Förderungen behoben werden könnte.
Noch nie gab es eine besser ausgebildete Frauengeneration als gegenwärtig, und trotzdem sind Frauen in Führungsgremien deutlich unterrepräsentiert. Aus wissenschaftlichen Studien geht hervor, dass Frauen im Management als Innovationspotenzial der Zukunft gelten. „Eine postgraduale Aus- bzw. Weiterbildung, die sich neben den klassischen Management-Tools auch auf die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und dem eigenen Rollenverständnis als Führungsfrau beschäftigt, ist notwendig und empfehlenswert“, sagt Ingrid Mylena Kösten, Vortragende zur Karriere-Entwicklung von Frauen sowie Vereinsvorstand und Obfrau von WomanSuccess, einem Verein, der Trainings, Coachings und Mentoringprogramme für Frauen anbietet, die in der Wirtschaft oder in der Wissenschaft tätig sind. Kösten zählt zu den Top-Coaches mit frauenspezifischen Schwerpunkten. Sie meint, dass sich in Österreich bei der postgradualen Frauenförderung zu wenig tut. „Aufholpotenzial gibt es vor allem im Be-
MMBA Management und Leadership für Frauen:
TU Wien, Abteilung Genderkompetenz:
MMWomanSuccess, Verein zur FrauenKarriereförderung: reich Management und Leadership.“Denn Führung stellt Frauen als Minderheit in den Managementebenen häufig vor andere Herausforderungen als ihre männlichen Kollegen.
„Momentan gibt es in Österreich nur einen einzigen Universitätslehrgang speziell für Frauen “, sagt Kösten und spricht vom MBA Management & Leadership für Frauen an der Johannes-Kepler-Universität in Linz (JKU), der in Kooperation mit der VHS Linz stattfindet. „Neben der Vermittlung, wie unternehmerische Prozesse gesteuert und gestaltet werden, ist ein zentrales Element des Universitätslehrgangs, das eigene Führungsverständnis zu reflektieren, zu klären und die eigenen, persönlichen LeadershipQualitäten zu stärken“, so die Kommunikationstrainerin. „Frauen haben hier oft andere Themen, Fragestellungen und Erfahrungen als ihre männlichen Kollegen.“Der viersemestrige Universitätslehrgang richtet sich an alle Frauen, die sich für Führungsaufgaben (weiter) qualifizieren möchten. Er ist berufsbegleitend geblockt organisiert und wird im Abstand von zwei Jahren angeboten. Zugangsvoraussetzung ist ein akademischer Abschluss oder eine mehrjährige Berufserfahrung in leitender Position. Info-Abende finden am 24. Mai und am 20. September im Wissensturm in Linz statt.
Die Universität Wien hat aktuell mehr als 50 postgraduale Weiterbildungsprogramme im Sorti- ment. „Wir bieten zwar keine Programme exklusiv für Frauen an und haben abseits der allgemeinen Frauenförderung der Universität Wien auch keine speziellen Förderungen für Frauen, aber der überwiegende Teil unserer Teilnehmer ist weiblich“, sagt Lisa Hellmann vom Postgraduate Center der Uni Wien. „Im Jahr 2017 waren 62 Prozent unserer Erstsemestrigen im Weiterbildungsbereich Frauen.“An der TU Wien lief einige Jahre das Programm „Women in Technology“(WIT). „Das WIT-Programm ist nach zwei Durchgängen im Jahr 2012 ausgelaufen“, sagt Brigitte Ratzer von der Abteilung Genderkompetenz der TU Wien. „Aber die TU setzt weiter Maßnahmen zur Förderung von Frauen in Postgraduates.“
Zum Beispiel die Frauenquote bei TU-Doktoratskollegs. „Angestrebt wird eine Frauenquote von 50 Prozent. Bisher wurde dieses Ziel immer erreicht“, so Ratzer. „Sollten sich nicht genügend Teilnehmerinnen finden, bleiben deren Plätze leer. Von den zehn vorgesehe- nen Plätzen müssen aber mindestens zwei von Frauen besetzt sein.“An der TU gibt es auch eine Ausschreibung von Laufbahnstellen für Frauen. „In der Leistungsperiode 2016 bis 2018 wurden zwei Laufbahnstellen für Frauen vergeben.“Dieselbe Maßnahme ist für 2019 bis 2021 geplant.
Die Limak Austrian Business School in Oberösterreich vergibt immer wieder Teilstipendien für Frauen, um weibliche Karrieremöglichkeiten tatkräftig zu unterstützen. Derzeit sind allerdings keine Stipendien ausgeschrieben.
Sowohl im Ausbildungsprogramm als auch in der Förderlandschaft sahen frauenspezifische Programme schon bessere Zeiten. Derzeit heißt es bei postgradualen Ausbildungen auf die altbewährten Fördermöglichkeiten zurückzugreifen. Beliebteste Variante ist die Bildungskarenz für Beschäftigte. Sie gewährt nach Absprache mit dem Arbeitgeber Beschäftigungspausen zwischen zwei und zwölf Monaten, in der die Mitarbeiterinnen ein Weiterbildungsgeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes erhalten. Gefragt auch die Bildungsteilzeit, bei der die Normalarbeitszeit um 25 bis maximal 50 Prozent herabgesetzt werden kann. „AKBildungsförderung für Mitglieder der AK, Weiterbildungskredit oder Bauspardarlehen sowie steuerliche Absetzbarkeit der gesamten Ausund Weiterbildungskosten sind auch gängige Fördermöglichkeiten, die Frauen in Anspruch nehmen sollten“, empfiehlt Kommunikationstrainerin Kösten.