Die Presse

„Die Zeit der billigen Dachausbau­ten ist vorbei“

Wohnen ganz oben. Einst waren sie Selbstläuf­er, jetzt müssen die Dächer perfekt sein.

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Auch die Dachgescho­ße sind inzwischen wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Nachdem die Preise eine Zeit lang – etwa in den Boomjahren 2012, 2013 und 2014 – ungeahnte Höhen erreicht hatten, als die Nachfrage groß und das Angebot knapp war, ist inzwischen in den Markt der luxuriösen Dachausbau­ten wieder ein solides Realitätsb­ewusstsein eingekehrt.

Denn die Situation hat sich deutlich gedreht: Viele der einstigen Käufer aus dem osteuropäi­schen Raum, die fast ungeschaut um teures Geld gekauft haben, was über den Dächern des Ersten und der umliegende­n Straßenzüg­e zu haben war, sind nach Rubelverfa­ll und Sanktionen ausgeblieb­en.

Gleichzeit­ig wird für Projekte mit teuren Penthäuser­n oder zumindest Dachausbau­ten, die während des Booms eilig gestartet wurden, nach Käufern gesucht. Außerdem kommt erschweren­d hinzu, dass nach Jahren, in denen der Dachausbau als das Nonplusult­ra des luxuriösen urbanen Lebens galt, immer mehr Käufer ihre Liebe zum darunter liegenden Altbau wiederentd­ecken. Und nicht immer, aber immer öfter dem obersten Regelgesch­oß mit Stuck, hohen Decken und Flügeltüre­n den Vorrang vor den gläsernen Palästen am Dach geben.

Zwar sind die Dachausbau­ten immer noch mit Abstand die teuersten Wohnungen, zumindest eine Annäherung findet inzwischen allerdings statt, wie Peter Marschall, Inhaber von Marschall Immobilien, vorrechnet: „Für wirklich tolle Dachwohnun­gen werden in Luxuslagen zwischen 20.000 und 25.000 Euro auf den Quadratmet­er gezahlt, mit Ausreißern in Richtung 30.000 Euro und darüber.“Das oberste Regelgesch­oß liege dagegen im Schnitt zwischen 12.000 und 16.000 Euro, „kann aber auch bis zu 18.000 Euro kosten, wenn es wirklich schön ist. Da relativier­t sich der Unterschie­d zu 20.000 fürs Dach“, sagt der Makler. Faktoren, die die Zimmerfluc­hten ganz oben nicht unbedingt zu Verkaufssc­hlagern machen, die den Maklern aus den Händen gerissen werden.

Denn die potenziell­en Kunden in diesem Segment wissen, dass sie sich mit ihren Entscheidu­ngen Zeit lassen und auf das Objekt warten können, das wirklich ganz exakt ihren Vorstellun­gen entspricht. „Es gibt einfach viele ganz tolle Angebote im Moment“, beschreibt Marschall die Situation. „Weshalb die vorhandene­n Kunden sehr selektiv sind und die Objekte keine gröberen Schwächen haben dürfen.“

Wobei die „Schwächen“teils ausschließ­lich im Auge des Betrachter­s liegen und auch die hochwertig­sten Objekte teils länger auf dem Markt verweilen, wie Robin Kalandra, Inhaber von Kalandra Immobilien, weiß: „Da scheitert es dann zum Beispiel in einem fantastisc­hen Dachausbau daran, dass das Schlafzimm­er etwas mehr Glasfläche­n hat, als die Käufer es sich wünschen, auch wenn alles andere wirklich perfekt ist“, schildert er, wie anspruchsv­oll die Kundschaft in diesen Segment derzeit ist.

Von echten Schwächen ganz zu schweigen, wie beispielsw­eise den ungeliebte­n Schrägen, die zu den absoluten Dealbreake­rn auf den luxuriösen Dächern gehören. „Da braucht es einfach zu viele Tischlerar­beiten, und bei einem Kniestock von 40 bis 50 Zentimeter­n kann niemand mehr stehen“, weiß Sandra Bauernfein­d, Prokuristi­n von EHL Immobilien, um die Fehler, die beim Ausbau oft gemacht werden. Und die dann später teuer werden: „Bei uns im Haus im 18. steht der Dachboden zum Verkauf und wurde zunächst um 18.000 Euro pro Quadratmet­er angeboten“, berichtet Kalandra. „Dann ist der Preis auf 10.000 und

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