Verborgene Schätze von Otto Wagner
Zwölf bis 16 Pavillons sollen in den nächsten Jahren von der Central European University gemietet werden. Was mit dem Rest des Areals passiert, ist nach wie vor unklar – inklusive Theater und Schwimmbad. Rundgang.
Rundgang durch das Otto-WagnerSpital, das bald die Soros-Uni beherbergen soll.
Es ist ruhig geworden im Areal des Otto-Wagner-Spitals. Der Protest gegen die im östlichen Teil gebauten Wohnungen beschränkt sich auf ein paar Kritzeleien bei den Bauzäunen („Rot-grüne Baummörder“, „Rettet ganz Steinhof“). Spaziergänger genießen die Sonne, und auch sonst wähnt man sich hier nicht nur weit weg von der Stadt. Es hat den Anschein, als hätten sich die Wogen allein durch die Ankündigung geglättet, dass in den nächsten Jahren die Central European University (CEU) einziehen soll.
Theater seit 2009 ungenutzt
Wobei die CEU – die gern mit dem US-Milliardär George Soros in Verbindung gebracht wird, der die Stiftung dahinter gegründet hat – nur einen Teil des Areals einnehmen würde. Mit 20.000 bis 25.000 Quadratmeter für den Universitätsbetrieb und noch einmal 30.000 Quadratmeter für universitäre Unterkünfte wird der Platzbedarf im sogenannten Memorandum of Understanding angegeben, das vergangene Woche von Vertretern der Stadt und der Universität unterschrieben wurde. Bis September soll der Vertrag rechtswirksam sein, die Übergabe der Mietobjekte ist für spätestens Mitte 2022 geplant.
Was mit dem Rest des Areals passieren wird, ist nach wie vor offen. „Zwölf bis 16 Pavillons braucht die CEU“, sagt Wolfgang Gerold bei einem Rundgang durch das Areal. Er ist heute Klubvorsitzender der Neos in Penzing und war vor rund 15 Jahren als KAV-Mitarbeiter für die Renovierung einiger Pavillons (Nummern 3, 5, 9, 11 und 16) zuständig. Denn auch die Neos begrüßen die Intentionen der Stadt, die CEU als langfristigen Mieter zu gewinnen (der Mietvertrag ist auf 99 Jahre angelegt). Allerdings machen sie sich ebenso wie die Bürgerinitiative Sorgen wegen des Fehlens eines Gesamtkonzepts – und auch um die Eigentumsverhältnisse. Deshalb plädieren beide für eine gemeinnützige Stiftung als Eigentümerin des Areals.
Ganz im Osten des Areals werden derzeit die ersten Wohnungen der Gesiba gebaut (die im Herbst fertig sein sollen). Auch die CEU wird sich voraussichtlich eher auf die Pavillons im Osten konzentrieren. Was westlich der Hauptachse aus Direktion, Theater, Küche und Kirche wird, ist unklar. Schon jetzt stehen einige Pavillons leer, etwa die Nummern 9, 15 und 17. Pavillon 8 ist gar dem Verfall gewidmet. Und auch das Jugendstiltheater ist derzeit nur bei Führungen zu besichtigen. KAV-Mitarbeiterin Claudia Lindenberg zieht einen großen Schlüsselbund aus der Tasche, öffnet einen Baustellenzaun und an- schließend den Hintereingang des Theaters. Dass hier schon lange nichts mehr aufgeführt wurde, macht der Busplan, der bei der Garderobe hängt, deutlich: Er stammt von 2009. Damals fand die letzte Vorstellung statt. Im kleineren Saal des Theaters hängt noch eine Österreich-Flagge. Die obere Etage darf aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden.
Schwimmbad als Lagerhalle
„Das Theater verfällt. Die Stadt Wien sagt, sie ist nicht zuständig, es gehört dem KAV, und der sagt, das geht uns nichts an, das fällt nicht in unseren Bereich“, sagt Ge- rold. Weiter geht es in den westlichen Teil. Dort versteckt sich hinter einem kleinen Teich mit Springbrunnen das Kurhaus, in dem derzeit das Institut für Röntgendiagnostik untergebracht ist. Der dort angesiedelte Festsaal kann dennoch für private Feiern gemietet werden. Was der Allgemeinheit leider völlig verborgen bleibt, ist das Schwimmbad, das zu früheren Zeiten den wohlhabenden Patienten der Psychiatrie vorbehalten war. Das ist heute auch nur über eine (normalerweise gut verschlossene) Tür bei den Damentoiletten zugänglich. Claudia Lindenberg zaubert wieder den Schlüsselbund hervor und öffnet die Tür. Dahinter wird ein kleines Schwimmbad sichtbar. Entlang der Mauer, zwischen den verzierten Fenstern stapeln sich ebenso wie im Becken selbst Sitzmöbel, die für die Veranstaltungen gebraucht werden und mit Leintüchern zugedeckt wurden.
Und noch ein besonderer Ort wird bei dem Rundgang ersichtlich: der Keller der Kirche am Steinhof. Ein gewöhnlicher, roher Keller, der seit jeher ungenutzt ist. Ursprünglich war es geplant, hier einer anderen Religion Gebetsräume einzuräumen. Es fehlte schlicht am Geld. Stattdessen lagern hier Fliesen – Originale aus der Zeit der Errichtung zwischen 1904 und 1907. Bleibt zu hoffen, dass das restliche Areal nicht ein ähnliches Schicksal ereilt.