Die Presse

Donald Trump legt gegen Russland nach

USA. Nach dem Angriff in Syrien will Washington erneut Sanktionen gegen Russland verhängen. Im Visier sollen Firmen sein, die Syriens Chemiewaff­enprogramm unterstütz­en. Die Reaktionen auf den Militärsch­lag vom Wochenende sind in den USA überwiegen­d positi

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

Das Verhältnis zwischen den wichtigste­n Atommächte­n hat nach dem von den USA angeführte­n Militärsch­lag in Syrien einen neuen Tiefpunkt erreicht. Und es wird womöglich noch schlechter werden. Denn Washington will eine dritte Runde an Sanktionen gegen Russland verhängen. Die Begründung dafür: Dass Moskau den syrischen Machthaber Bashar al-Assad bei dessen mutmaßlich­em Chlorgasan­griff gegen die eigene Bevölkerun­g unterstütz­t hat.

Man werde eine „starke Nachricht“in Richtung Moskau senden, erklärte Nikki Haley in einer Serie an TV-Interviews am Sonntagabe­nd. Die Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen hat sich im Zuge der militärisc­hen Aktion gegen Syrien ins Rampenlich­t gespielt. Sie zählt zu jener Gruppe im Umfeld Donald Trumps, die sich für ein hartes Vorgehen gegen Assad und dessen Beschützer Wladimir Putin ausspricht. Zunächst standen noch Details zu den neuen Sanktionen aus, doch deutete Haley an, dass es sich eher um wirtschaft­liche denn diplomatis­che Schritte handeln werde.

So wollen die USA direkt gegen russische Firmen vorgehen, die Assad in irgendeine­r Weise beim Einsatz von Chemiewaff­en unterstütz­t haben. Das Finanzmini­sterium von Steven Mnuchin werde schon bald, möglicherw­eise noch im Lauf des Montags, Einzelheit­en bekannt geben, hieß es. Die letzte Welle an Sanktionen gegen eine Reihe von Unternehme­n und Oligarchen hat Russland ins Mark getroffen und ließ die Börse in Moskau abstürzen. Die Schockwell­en reichten bis nach Wien, wo sich Firmen wie die OMV oder Raiffeisen Internatio­nal mit einer Verkaufswe­lle konfrontie­rt sahen.

Die US-Regierung will den Druck auf Moskau eigenen Angaben zufolge hochhalten, um das Horrorszen­ario eines neuerliche­n Einsatzes von Giftgas in Syrien zu verhindern. Mit den 105 Marschflug­körpern, die Amerikas Streitkräf­te gemeinsam mit Großbritan­nien und Frankreich auf Chemiewaff­eneinricht­ungen in Syrien abfeuerte, zog Trump seine rote Linie nach. Die USA seien für den Fall der Fälle „fest entschloss­en und voll geladen“, legte dann auch Haley nach. Nun will man Putin überzeugen, Assad besser im Zaum zu halten. Denn wenn Syrien erneut Chemiewaff­en einsetzte, bliebe Trump fast keine andere Wahl als ein weitreiche­nderer Militärsch­lag – mit allen Risken einer direkten Konfrontat­ion mit Russland.

Mattis bremste die US-Falken

Tatsächlic­h war ein umfangreic­her Angriff bereits vergangene Woche eine der Optionen, mit denen sich Trump beschäftig­te. Schließlic­h war es Verteidigu­ngsministe­r James Mattis, der den Präsidente­n überzeugte, zwar ein deutliches Zeichen zu setzen, ein militärisc­hes Aufeinande­rtreffen mit Russland aber zu vermeiden. Es scheint, als habe Trump einen Mittelweg gefunden, der in den USA gut angekommen ist. Zwar schossen sich einige Demokraten darauf ein, dass der Präsident ohne Legitimati­on des Kongresses handelte. Der Großteil der Reaktionen war allerdings zustimmend, Lob kam auch vom früheren CIA-Chef John Brennan, der sonst beileibe kein Freund des Präsidente­n ist.

Dass Trump sein Bild in der Öffentlich­keit wichtig ist, ist kein Geheimnis, und so überrascht­e es nicht, dass der einstige Immobilien­tycoon am Sonntag eine aktuelle Umfrage des Rasmussen Reports zitierte. Demnach stehen erstmals 50 Prozent der US-Bevölkerun­g seiner Arbeit positiv gegenüber. In der Umfrage von ABC News und der „Washington Post“liegt der Wert hingegen bei 40 Prozent – so schlecht wie bei keinem anderen Präsidente­n nach 15 Monaten im Amt, aber gleichzeit­ig so gut wie seit kurz nach Trumps Angelobung nicht mehr. Wohlgemerk­t: Beide Umfragen wurden nach dem Militärsch­lag publiziert, aber bereits davor durchgefüh­rt.

Trump will jedenfalls eine kohärente Nachricht nach Moskau senden, die da lautet: Die US-Bevölkerun­g steht hinter dem Militärsch­lag in Syrien, die Regierung hat kein Problem damit, weitere umfangreic­he Sanktionen zu verhängen, und im Ernstfall ist man fest entschloss­en, in Syrien auch eine direkte Konfrontat­ion nicht zu scheuen. Eine Taktik, die sich in einem Wort zusammenfa­ssen lässt: Abschrecku­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Austria