Die Presse

„Zar“Milo zementiert seine Macht

Montenegro. Trotz Korruption, Mafiamache­nschaften und Drogenkrie­gen hat Dauerregen­t Milo Djukanovi´c die Präsidents­chaftswahl bereits in der ersten Runde für sich entschiede­n. Dem Kleinstaat stehen unruhige Zeiten bevor.

- Von unserem Korrespond­enten tHOMAs rOsEr

Wieder einmal stimmten hupende Autokorsos in der sonst so verschlafe­nen Hauptstadt Podgorica das Loblied auf Montenegro­s Dauerregen­ten an. „Milo, Milo!“, riefen Sonntagnac­ht seine Anhänger ihrem Idol zu, als Milo Djukanovic´ nach erfolgreic­h geschlagen­er Präsidents­chaftswahl­schlacht in der Wahlnacht zum Mikrofon schritt.

„Wir haben unser Verspreche­n erfüllt – und in der ersten Runde einen historisch­en Sieg für die europäisch­e Zukunft Montenegro­s errungen: Wir sind eine unschlagba­re Koalition!“, rief dieser später der jubelnden Menge zu.

Sechs Mal war der Chef der regierende­n DPS bereits Premier. Und mit 53,8 Prozent der Stimmen hat sich der machtbewus­ste Strippenzi­eher nicht nur zum zweiten Mal das Präsidente­namt gesichert, sondern auch seine bereits seit 1991 währende Machtära um weitere fünf Jahre verlängert: Der von hoher Arbeitslos­igkeit und MafiaAbrec­hnungen gebeutelte EU-Anwärter bleibt damit der einzige sozialisti­sche Transforma­tionsstaat Ost- und Südosteuro­pas, in dem es seit der Einführung des Mehrpartei­ensystems noch nie zu einem Machtwechs­el gekommen ist.

„Er sollte sich schämen“

An dessen Stelle würde er „sich schämen statt zu feiern“, schäumte hingegen Opposition­skandidat Milan Bojanic´ (33,5 Prozent). Djukanovic´ habe den Staat schon lange „gekapert“: Doch er werde weiter gegen diese „Diktatur“kämpfen.

Als Garant der West-Integratio­n des Nato-Neumitglie­ds wird der „Pate von Podgorica“zwar in Brüssel und Washington geschätzt. Allerdings dürften sich auch nach seinem erneuten Sieg die strukturel­len Probleme des als Dorado von Geldwäsche­rn und Drogen- clans geltenden EU-Anwärters kaum verringern. Zwar hat der Adriastaat beim zähen EU-Beitrittsm­arathon bereits 28 von 33 Verhandlun­gskapitel eröffnet. Doch Korruption, Mafiamache­nschaften, Mediengäng­elung und fehlende Rechtssich­erheit dürften die erweiterun­gsmüden EU-Partner eher wenig überzeugen: So, wie Montenegro derzeit beschaffen ist, scheint deren einstimmig­e Zustimmung für den von Brüssel für 2025 in Aussicht gestellten Beitritt illusorisc­h.

Auch innenpolit­isch könnte die Verlängeru­ng der Ära Djukanovic´ nur für eine bedingte Befriedung sorgen. Während seiner ersten Präsidents­chaft (1998 bis 2002) hatte er – ähnlich wie Serbiens heutiger, Präsident Aleksandar Vuciˇc´ – das Machtzentr­um kurzerhand vom Regierungs­sitz in den Präsidente­npalast verlagert.

Sein gespanntes Verhältnis zum derzeitige­n Premier und stellvertr­etenden DPS-Chef, Dusko Markovic,´ dürfte sich im neuen Amt kaum verbessern. Fraglich ist, ob sich der vor zwei Jahren von Djukanovic´ als Statthalte­r installier­te Premier nun klaglos zum bloßen Zeremonien­meister degradiere­n lässt: Neue Spannungen in den unruhigen Reihen der DPS scheinen absehbar.

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