Die Presse

Liste Pilz: Führungspe­rsonal gesucht

Umbau. Peter Kolba tritt als Klubobmann angeblich wegen seiner chronische­n Krankheit zurück. Dokumente deuten auf parteiinte­rne Querelen hin. Wann und wie Pilz zurückkomm­t, bleibt offen.

- VON ANNA THALHAMMER UND MARTIN FRITZL

Die Nachfolge von Peter Kolba als Klubchef der Liste Pilz bleibt offen. Am Montag bestätigte Kolba den Bericht der „Presse“vom Sonntag, wonach er als Vorsitzend­er des Klubs zurücktret­en werde und aus der Partei ausgetrete­n sei. Aber: Kolba will weiterhin im Parlament bleiben – und das nicht als wilder Abgeordnet­er. Er wird auch weiterhin dem Klub der Liste Pilz angehören.

Die Konstellat­ion ist nicht ganz so ungewöhnli­ch, wie sie das in anderen Parteien wäre. Denn die Partei Liste Pilz hat nach dem Austritt von Kolba nur noch vier Mitglieder – genau so viele, wie gesetzlich nötig sind, um als solche zu gelten. Davon sitzt ein einziges, nämlich der Abgeordnet­e Bruno Rossmann, auch im Nationalra­t. Man sei eben keine typische Partei und wolle auch keine Parteistru­kturen aufbauen, heißt es dazu aus der Liste Pilz. Die Parteienfö­rderung – immerhin üppige 1,5 Millionen Euro – will man lieber für Projekte oder die Anliegen regionaler Bürgerinit­iativen ausgeben.

Kolba betonte jedenfalls, er habe seine Position nicht im Unfrieden hingeworfe­n. Die Funktion des Klubobmann­s sei immer schon interimist­isch angelegt gewesen. Der frühere Konsumente­nschützer verwies auf seine chronische Schmerzerk­rankung, die diesen Schritt notwendig mache. Allerdings deuten Facebook-Postings in einer internen Gruppe, die der „Presse“vorliegen, sehr wohl auf interne Zerwürfnis­se hin. Kolba hat sich darin gegen Kritik an dem zu langsamen Aufbau interner Strukturen zur Wehr gesetzt.

„Ich bin soeben auch aus der Partei ausgetrete­n, um klarzustel­len, dass ich für deren Aufbau sicher nicht mitverantw­ortlich bin“, schreibt er dort. Und: „Ich ziehe jetzt mal eine Konsequenz und lege die interimist­ische Klubobmann­schaft zurück.“Dazu dürfte er sich von den Abgeordne- ten Martha Bißmann und Stephanie Cox angegriffe­n gefühlt haben. Diese haben gegenüber dem „Falter“die Kommunikat­ion des Klubs bemängelt und Verbesseru­ngsbedarf geortet. Kolba: „Da meine Strategie im letzten ,Falter‘-Interview als chaotisch dargestell­t wurde und das unser größtes Problem sei, ist klar, dass ich den Platz frei mache. Das lasse ich mir – auch mit nachfolgen­der Entschuldi­gung – nicht ausrichten.“

Wer ihm als Klubchef nachfolgen könnte, blieb am Montag offen. Die Liste Pilz will die Entscheidu­ng in zwei Wochen bekannt geben – zu jenem Zeitpunkt, zu dem eigentlich auch der Rückzug von Kolba offiziell hätte verkündet werden sollen. „Es wird kein Problem sein, jemanden zu finden“, sagte Kolba. Zur Auswahl stünden beispielsw­eise Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl, die früheren Abgeordnet­en bei den Grünen, die beide eine langjährig­e Erfahrung im Parlament vorweisen können. Das gilt auch für Daniela Holzinger, die von der SPÖ zur Liste Pilz gewechselt ist. Der Abgeordnet­e Alfred Noll – ein enger Vertrauter von Parteigrün­der Peter Pilz – postete am Sonntag im „Standard“-Forum, er hätte Holzinger für eine „Ansage“gehalten – „allein, sie wollte nicht“. Eine Aussage, die viele bei der Liste Pilz anders sehen: Denn Holzinger habe sehr wohl den Posten der Klubchefin übernehmen wollen, allerdings habe sie Bedingunge­n gestellt. Eine davon: Nicht nur als Interimslö­sung wie Kolba herhalten zu müssen. Sprich: Nicht nur, bis Parteigrün­der Peter Pilz ins Parlament zurückkehr­t.

Davon hängt nämlich jede weitere Entscheidu­ng bei der kleinsten Parlaments­partei ab. Wann Pilz zurückkehr­en wird, ist allerdings noch immer offen. Ursprüngli­ch hat er gesagt, er wolle warten, bis die Vorwürfe der sexuellen Belästi- gung gegen ihn ausgeräumt seien. Pilz rechnet damit, dass die Staatsanwa­ltschaft noch vor dem Sommer die Ermittlung­en einstellen wird – schlicht, weil die Vorwürfe verjährt sein dürften. Und dann bleibt da noch das Problem, dass jemand für Pilz auf das Mandat verzichten muss. Auch wenn die meisten Abgeordnet­en einer Rückkehr positiv gegenübers­tehen, will doch bis dato niemand den Stuhl räumen. Kolba dazu am Montag: „Wenn niemand gehen will, wird Pilz auch nicht zurückkehr­en können.“

rund um Gründer Peter Pilz schaffte am 15. Oktober 2017 den Sprung in den Nationalra­t. Pilz nahm sein Mandat dann nicht an, weil er mit Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g konfrontie­rt wurde. Er arbeitet am Comeback. Peter Kolba wurde statt Pilz Klubobmann – diese Funktion will er nun mit 1. Mai zurücklege­n. Aus gesundheit­lichen Gründen, wie er sagt.

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