Die Presse

„Regierung zerstört Fundamente“

Salzburg. SP-Landeschef Walter Steidl möchte nach der Wahl am Sonntag seine Partei zurück in die Regierung führen. Eine Koalition mit der FPÖ schließt er aus.

- VON CLAUDIA LAGLER

Die Presse: Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer von der ÖVP warnt in seinem Wahlkampf vor Rot-Blau. Ist das eine Konstellat­ion, die für Sie in Salzburg infrage kommt? Walter Steidl: Diese Variante existiert nur in der Kommunikat­ionsstrate­gie der ÖVP. Die stärkste Partei hat den Regierungs­auftrag. Das wird am 22. April Umfragen zufolge die ÖVP sein. Rot-Blau ist aus meiner Warte ausgeschlo­ssen.

Für die ÖVP ist die SPÖ aber wohl nicht erster Ansprechpa­rtner, wenn es um die Regierungs­bildung geht. Es wird nach dem 22. April die Möglichkei­t eines blauen Abenteuers mit ungewissem Ausgang oder einer verlässlic­hen und visionären Koalition mit uns geben.

Was haben Sie der ÖVP als möglicher Partner anzubieten? Wir haben visionäre Konzepte. Salzburg muss für den Wettbewerb der Wohlstands­regionen fit sein. Wenn wir so Tourismus- und dienstleis­tungsorien­tiert bleiben, werden wir verlieren. Salzburg sollte zum Holzinnova­tionszentr­um Europas werden. Holz ist der Rohstoff der Zukunft. Wir könnten da ganz vorn mitspielen. Unsere Forderung nach einem frisch gekochten Mittagesse­n an allen Schulen ist ein riesiges Investitio­nsprogramm, das die Gesundheit und die Integratio­n fördert. Aber wieso sollte die ÖVP nach den Erfahrunge­n vergangene­r Koalitione­n und nach dem Finanzskan­dal noch mit Ihnen zusammenar­beiten? Die SPÖ fehlt in dieser Landesregi­erung. Es hat keinen Sinn, in der Vergangenh­eit zu leben und alte Konflikte mit in die Zukunft zu nehmen. Ich habe keine offenen Rechnungen mit der ÖVP. Es geht mir darum, Salzburg fit für die Zukunft zu machen.

Was haben ÖVP und Grüne denn so schlecht gemacht? Die Gesundheit­sversorgun­g wurde zurückgefa­hren, bei der Wohnbauför­derung herrscht keine Ge- rechtigkei­t mehr, und der Verkehr ist in ein landesweit­es Chaos gefahren. Der Aufschwung ist im Geldbörsel der Salzburger nicht angekommen. Es gibt Stillstand, und das bedeutet Rückschrit­t.

Aber sind viele Einschränk­ungen nicht dem Sparzwang nach dem Finanzskan­dal geschuldet? Ich habe noch von niemandem eine Antwort bekommen, wie hoch der Schaden tatsächlic­h ist. Wir sind die einzige Partei, die sich wirklich mit der Aufarbeitu­ng des Finanzskan­dals beschäftig­t hat. Alle anderen Parteien haben ihre Überlegung­en dazu 2013 nach dem Wahltag eingestell­t. Die ÖVP hat keine Sekunde daran verschwend­et, was ihr moralische­r Anteil an der Affäre war.

Sie plakatiere­n „In Zeiten wie diesen“sollte man SPÖ wählen. Was sind das für Zeiten? Die türkis-blaue Regierung ist dabei, die Fundamente unseres gesellscha­ftlichen und sozialen Zusammenle­bens zu zerstören. Ich sage nur Stichwort AUVA. Wenn das so umgesetzt wird, dann spart sich Stefan Pierer von KTM monatlich 50.000 Euro an Sozialabga­ben. Dann hätte sich sein Investment in die ÖVP in nur neun Monaten gerechnet.

Was haben Sie in der Opposition gelernt? Der Regierungs­sessel ist gut gepolstert, die Opposition­sbank ist Hartholz. Wir mussten die Funk- tionäre daran gewöhnen, dass man nicht mehr einfach zum Telefonhör­er greifen und helfen kann. Es ist uns aber gelungen, Druck zu erzeugen und ernst genommen zu werden.

Jetzt, da Sie Opposition können, könnten Sie ja weitermach­en. Die SPÖ richtet sich nicht auf Dauer in der Opposition ein. Wir sind eine staatstrag­ende Partei, wir haben den Anspruch, Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen.

Ihr Wahlziel? Wir werden klare Nummer zwei und stärker werden. Aus dem Ergebnis sollte man ableiten können, dass uns die Salzburger wieder in der Regierungs­verantwort­ung haben wollen.

Sie waren einer der Königsmach­er von Christian Kern als Parteichef. War das damals die richtige Entscheidu­ng? Die Entscheidu­ng war goldrichti­g. Wir sind nicht Erster geworden, haben aber einen Zuwachs gehabt. Wenn es so weitergeht, dann werden wir in fünf Jahren unser politische­s Comeback in der Regierung feiern.

Rückenwind aus Wien haben Sie aber derzeit nicht. Das stimmt nicht. Einige Entscheidu­ngen der Bundesregi­erung sind für uns Schmiermit­tel im Wahlkampf. Ich denke da nur an die Angriffe auf die Arbeiterka­mmer, das AMS oder die AUVA.

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