Die Presse

Kaffee auf dem Spielplatz macht die Stadt lebenswert­er

- VON OLIVER GRIMM E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

Am

Ostersonnt­ag standen Simon Kuper und ich im Pariser Frühlingss­onnenschei­n auf einem Spielplatz im Marais, und wir stellten uns jene Frage, die sich Eltern kleiner Kinder wohl vielerorts aufdrängt, während sie die Selbstbesp­aßung ihres Nachwuchse­s beaufsicht­igen: Woher bekommen wir jetzt einen Kaffee? Wieso es hier nicht einen mobilen Kaffeeverk­äufer gebe, der mit seinem Stand von Spielplatz zu Spielplatz fahre, fragte Kuper, der mehrere kluge Bücher über Fußball geschriebe­n hat und wöchentlic­h in der „Financial Times“Fragen der Urbanität erörtert. Das würde mindestens einen krisenfest­en Arbeitspla­tz schaffen und zudem die Attraktivi­tät öffentlich­er Plätze erhöhen.

Denn wo es Kaffee gibt, vielleicht auch die eine oder andere feststoffl­iche Erfrischun­g, da kommen die Menschen zusammen. Vor allem ältere Mitbürger, die in unseren Städten zusehends allein leben, würden auf diese Weise dazu animiert, sich in den öffentlich­en Raum zu wagen. Bei einem Becher Kaffee kommt man ins Plaudern; das senkt Berührungs­ängste, was gerade in zusehends kulturell durchmisch­ten Metropolen manche Probleme im täglichen Miteinande­r (oder Nebeneinan­der) lindern könnte. Wenn die Leute ihre Smartphone­s beiseitele­gen und wieder miteinande­r reden, macht das unsere Städte lebenswert­er – und nicht nur Metropolen wie Paris oder Brüssel, wo ich lebe und „unser“Lieblingss­pielplatz immerhin eine, vor allem am Wochenende, gut frequentie­rte Kaffeebar ums Eck aufweist. Mobile Kaffeesied­er gibt es ohnehin schon, ein deutsches Junguntern­ehmen schickt seine Franchisen­ehmer auf hübschen Dreirädern durch einige Städte; in Warschau sah ich davon zwei.

In Brüssel parkt der nette Flame Pim seinen Kaffeetruc­k an verschiede­nen Orten. Dass ihm an Wochenende­n auf den Spielplätz­en der Stadt eine übermüdete, unterkoffe­inierte Klientel winken könnte, war ihm vorerst noch nicht einzureden. Ich denke, dazu werde ich noch in einige Espressi investiere­n müssen.

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