Die Presse

Trügerisch­e Trophäen der Scheichs

Analyse. Manchester City und Paris Saint-Germain stehen nicht nur, aber auch dank der Millionen vom Persischen Golf vorzeitig als Meister fest. Internatio­nal sind sie aber weiterhin chancenlos.

- VON JOSEF EBNER

Pep Guardiola nannte einst Alex Ferguson als eines seiner Vorbilder. Als der Schotte 1993 das erste Mal Meister mit Manchester United wurde, und zwar dank eines Sieges von Oldham Athletic über Aston Villa, weilte er auf dem Golfplatz. Und als am Sonntag eine 0:1-Heimblamag­e von Manchester United gegen den Tabellenle­tzten, West Bromwich, Pep Guardiola und Manchester City schon fünf Runden vor Saisonende die englische Meistersch­aft bescherte, war auch der Spanier mit seinem Sohn gerade dabei, abzuschlag­en.

In England bemühen sie nun Vergleiche mit Fergusons United der späten 1990er-Jahre mit Beckham, Giggs und Scholes, oder mit Ars`ene Wengers Arsenal Anfang der 2000er mit dem überragend­en Thierry Henry. Damals hatte es in der Premier League zuletzt eine solch überlegene Mannschaft gegeben wie jene von Guardiola, die heuer nicht nur, aber auch dank der Millionen aus den Emiraten zum Titel gestürmt ist.

Bemerkensw­ert ist diese Dominanz vor allem, weil City einer von mittlerwei­le sechs ernsthafte­n Titelkandi­daten in England ist, wenn auch der finanzkräf­tigste. Doch Guardiola hat nicht die Rekordtran­sfers des Jahres getätigt wie Stadtrival­e United, sein früherer Klub FC Barcelona oder das ebenfalls mit Scheich-Millionen ausgestatt­ete Paris Saint-Germain. Er hat sich einfach nach und nach die besten Verteidige­r der Insel gesichert, außerdem mit Ederson einen Weltklasse­tormann.

So wurde von Ende August bis Ende Dezember mit einer Serie von 18 Siegen in Folge die Basis für den Meistertit­el gelegt. Darunter wahre Offensivfe­uerwerke der Angriffsre­ihe mit Sane,´ Sterling und allen voran David Silva. Schon bald war klar: Bei City wurde nicht nur eingekauft, Guardiola hat zahlreiche seiner Schützling­e wie Kevin De Bruyne, den Taktgeber im 4-3-3, zu noch besseren Spielern gemacht. Die Mannschaft hat es in der Hand, die Saison mit den meisten Punkten, Siegen und Toren in der Geschichte der Premier League zu beenden.

44, versuchte sich einst als Tennisprof­i (bestes ATPRanking: 995). Seit 2011 ist er Präsident von Paris Saint-Germain und Vorsitzend­er des katarische­n Staatsfond QSI, der sich für 130 Mio. Euro bei PSG eingekauft hat. Er ist zudem CEO der BeIN Media Group.

Aber all das war nicht genug für die Champions League. Gut möglich zwar, dass es heuer für mehr gereicht hätte, wäre das Viertelfin­al-Los nicht ausgerechn­et auf Liverpool (gesamt 1:5) gefallen. Dort hat Jürgen Klopp das perfekte Rezept gegen dieses Manchester City kultiviert, wie Guardiola selbst zugeben musste. Manche aber meinen, der Ballbesitz­fußball des Katalanen wäre längst überholt, zu oft sei er zuletzt in der Champions League damit gescheiter­t, mit dem FC Bayern und eben Manchester City, nationale Dominanz hin oder her. Das würde auch bedeuten, dass der Wille, das Spiel zu gestalten, noch dazu in sehenswert­er Art und Weise, am Ende bestraft wird. Sollte Guardiola wie schon in München an seinem Dreijahres­zyklus festhalten, hat er in Manchester noch eine Saison, um das Gegenteil zu beweisen. 47, stammt aus der Herrscherf­amilie Abu Dhabis. Seiner Abu Dhabi United Group gehört seit 2008 Manchester City. Der passionier­te Langstreck­enreiter leitet auch den Staatsfond­s Internatio­nal Petroleum Investment Company.

Mit Paris Saint-Germain hat am Sonntag ein anderer Scheichklu­b vorzeitig den Meistertit­el eingefahre­n. Scheinbar unerschöpf­lichen Mitteln aus Katar zum Trotz haben es aber auch die Franzosen wieder nicht unter die Top vier der Champions League geschafft. Dort spielen Traditions­klubs aus den vier Topligen Europas den Titel aus.

Um internatio­nal zu bestehen, ist das Pariser Starensemb­le zu Hause schlichtwe­g unterforde­rt. 7:1 wurde der erste Verfolger, AS Monaco, am Wochenende abgefertig­t, danach die Meistersch­aft, die fünfte in den vergangene­n sechs Jahren, bejubelt. Im Sommer hatte Paris den Monegassen Topstar Kylian Mbappe´ weggekauft, Lyon und Marseille kommen wirtschaft­lich längst nicht mehr mit. Paris fehlt der ständige Wettkampfd­ruck, die Offensive mit Neymar, Mbappe,´ Cavani und Di Maria marschiert­e geradezu durch die Abwehrreih­en der Ligue 1.

Erstaunlic­h schnell ist PSG dann im Champions-League-Achtelfina­le gegen Real Madrid an seine Grenzen gestoßen. Der Klub ist frustriert, ob Cavani, Di Maria und Pastore bleiben werden, ist ungewiss, die Hintermann­schaft ist in die Jahre gekommen. Thomas Tuchel, sollte er tatsächlic­h Unai Emery im Sommer beerben, wird einen Umbruch einleiten müssen.

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