Die Presse

Der Ganzkörper­scanner als zwölfter Mann

Warum dulden Fußballfan­s diese Derby-Ausraster? Wie gelangen diese Utensilien, an Ordnern vorbei, ins Stadion? Warum werfen Zuschauer mit Gegenständ­en? Kein Fußballer hat solche Aktionen nötig.

- E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

Was geht bloß in den Köpfen mancher Fußballfan­s vor? Wer braucht bengalisch­e Feuer? Wieso wirft man beim Wiener Derby mit Feuerzeuge­n oder kleinen Schnapsfla­schen auf Austria-Spieler? Wieso schleudert prompt beim darauffolg­enden Lokalduell ein Feigling aus dem Austria-Sektor eine leere Rauchbombe – dieser Gegenstand hat es tatsächlic­h in das Happel-Stadion geschafft – auf das Feld und verletzt dabei eine Fotografin?

Eigentlich gibt es darauf keine logische Antworten. Es ist keinesfall­s lobenswert, dass Austria diesen „Anhänger“umgehend ausgeforsc­ht, mit Hausverbot und bei der Bundesliga mit landesweit­em Stadionver­bot bedacht hat, sondern schlichtwe­g das Mindeste. Auch dass sich der Klub, wie Rapid bei den vergangene­n Vorfällen in Hütteldorf, das Recht vorbehält, Regress gegenüber dem Verursache­r zu fordern, ist die einzig nachvollzi­ehbare Basis für eine weitere vernünftig­e Vorgangswe­ise, um solche Problemzon­en stillzuleg­en.

Emotionen, Begeisteru­ng, Hingabe, Glauben – all das gehört zum Fußball. In anderen Ländern aber funktionie­rt das soziale Verhalten im Fußballsta­dion. Also gehören in Österreich noch härtere Strafen her, um Ausraster – noch im Prinzip des guten Glaubens – einzelner Störenfrie­de zu unterbinde­n. Es bedarf deutlicher Signale, zum Wohl des Spiels, zur Freude der tatsächlic­hen Fangemeind­e. Warum der echte, eingeschwo­rene, harte Kern der jeweiligen Fanklubs solche Aktionen in den eigenen Reihen duldet, anstatt zu unterbinde­n, bleibt hingegen unklar. Was muss denn noch passieren?

Auch die Bundesliga ist gefragt. Mit Vorgaben und Urteilen, die keinen juristisch­en Interpreta­tionsspiel­raum mehr zulassen. Ein Eigentor wie zuletzt bei Rapid sollte genügen. Höhere Ticketprei­se, die in England dieser Problembeh­ebung dienlich waren, sind hingegen zweischnei­dig. Es drohen natürliche Geisterspi­ele . . .

Bislang wurden bei Eklats vorwiegend Klubs an den Pranger gestellt, Täter kritisiert. Nur das Versagen des Ordnerdien­stes wurde nie hinterfrag­t. Wieso? Einlasskon­trollen werden offenbar nicht richtig durchgefüh­rt, es muss Lücken geben. Wie sonst kommen denn all diese Utensilien ins Stadion? Oder muss Österreich­s Klubfußbal­l nicht nur den Videobewei­s erwägen, sondern auch Ganzkörper­scanner beim Einlass aufbauen?

Ganz üblen Gerüchten zufolge wäre das Problem damit flott gelöst.

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