Die Presse

Ungarns Wizz Air landet mit Kampfpreis­en in Wien

Luftfahrt. Die Billigairl­ine fliegt ab Ende April Schwechat an. Erklärtes Ziel: die Nummer zwei hinter der Lufthansa werden. Piloten und Kapital habe man. Das wird nötig sein – auch die Konkurrenz will die Air-Berlin-Lücke füllen.

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Die Ungarn nützten den Trubel. Während zu Jahresbegi­nn alles auf die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki und ihren Notverkauf an die britisch-spanische IAG-Holding schaute, suchte der ungarische Billigflie­ger Wizz Air längst Piloten für den Start in Wien.

Die Sache mit der IAG ging bekanntlic­h schief – stattdesse­n wird Niki-Gründer Niki Lauda mit neuem Partner, Ryanair, und neuem Namen, Laudamotio­n, im Juni in Schwechat an den Start gehen. Da wird Wizz Air bereits auf ihn warten. Osteuropas größter Billigflie­ger gab in den vergangene­n Wochen tröpfchenw­eise bekannt, worauf sich Konkurrenz, Kunden und der Flughafen bei seinem Debüt in Österreich vorbereite­n können. Vertriebsv­orstand George Micha- lopoulos steckte am Montag in Wien den Finalentwu­rf ab. Das Wichtigste: Wizz Air will hier die Nummer zwei hinter der Lufthansa-Gruppe (AUA, Eurowings) werden. Dafür lockt sie Passagiere mit Einstiegsp­reisen ab 19,99 Euro. Aus vier Destinatio­nen, die ab Ende April – vor allem im osteuropäi­schen Kernmarkt – angeflogen werden, sollen im Frühling 29 werden. Darunter Urlaubszie­le wie Nizza, Rom, Madrid und Thessaloni­ki.

Wizz Air sieht Luft nach unten

Ab Juni stationier­t man eine eigene Flotte mit fünf Maschinen in Schwechat – für die braucht es besagte Piloten und gut 200 weitere Mitarbeite­r. Für den Start habe man genug, suche aber weiter. „Bitte bewerben Sie sich“, appel- lierte Michalopou­los. Das war wie vieles am Montag Eigenwerbu­ng. Aber diesmal eine notwendige. Auch wenn er betonte, „Wien wird nicht von Billigflug­linien geflutet“und das Low-Cost-Segment sei entgegen der öffentlich­en Meinung im Europaverg­leich unterreprä­sentiert, haben viele ein Auge auf die Air-Berlin-Lücke geworfen. Der Flughafen Schwechat schätzt, dass der Billigflie­ger-Anteil heuer von 16 auf bis zu 25 Prozent steigt.

Billigkonk­urrentin Vueling, Tochter der erfolglose­n Niki-Käuferin IAG, überlegt wie Wizz Air, eine Basis in Wien zu eröffnen. Und wie Easyjet, Eurowings, Laudamotio­n und andere hat sie durch die Übernahmed­iskussion Gefallen an der Drehscheib­e gefunden und den Sommerflug­plan erweitert. Das dürfte die Kunden freuen. Die sehen sich beim Ticketkauf oft der Lufthansa-Gruppe mit 64 Prozent Marktantei­l gegenüber.

Michalopou­los gibt sich angesichts des nahenden Wettbewerb­s gelassen. „Am Ende geht es um den niedrigste­n Preis.“Den könne man den 28,2 Millionen Passagiere­n dank des schlankget­rimmten Geschäftsm­odells bieten. Mit 246 Mio. Euro Gewinn und einem Cash-Polster von einer knappen Mrd. Euro sei man profitabel wie nie seit Gründung 2004.

Dass im Hintergrun­d mit Indigo Partners ein riesiger US-Investor steht, der für Wizz Air und andere Billigflie­ger jüngst bei Airbus den Rekordauft­rag über 430 Mittelstre­ckenfliege­r aufgab, dürfte natürlich auch helfen. (loan)

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