Die Presse

Jetzt schmeißen wir (es) hin, das Akkusativo­bjekt!

Zur Verteidigu­ng einer üblich gewordenen Verknappun­g.

- VON THOMAS KRAMAR

S anta Claus schmiss hin, Martin Schulz schmiss hin, Trumps Kommunikat­ionschefin, eine Nonne und ein Aufsichtsr­atchef schmissen hin. Nur ein paar Beispiele aus letzter Zeit, wild aus dem Internet gefischt.

Was ist so aufregend daran? Nun, sie schmeißen und schmissen neuerdings ohne Akkusativo­bjekt. (Ohne Dativus ethicus – „Ich schmeiß euch den Job hin“– übrigens auch.) Ja, dürfen s’ denn das? Noch bevor Sprachhüte­r in diesem Trend ein weiteres Exempel für den Verfall des Deutschen sehen, will ich ihn verteidige­n: Das geschmisse­ne Objekt (meist wohl: der Krempel, der Laden, der ganze Plunder oder einfach alles) ist eben völlig verzichtba­r, auch sprachlich, der Ausdruck gewinnt dadurch an Prägnanz und Schärfe, ja: an Aggressivi­tät.

Allemal vorzuziehe­n ist diese Verkürzung zwei abgedrosch­enen Phrasen mit ähnlicher Bedeutung: das Handtuch werfen und die Flinte ins Korn werfen. Zweiteres hat ja noch eine gewisse militärisc­he Kraft, vor allem, wenn man bedenkt, welches Schicksal den Fahnenflüc­htigen einst gedroht hat; aber das Handtuch liegt als schlappe Metapher im Ring. Dort hat es der Betreuer eines Boxers hingeworfe­n – und nicht der Boxer selbst. Dieser schmeißt darauf hin, ergänze: die Handschuhe oder gleich den ganzen Kampfsport, aber wer würde ihm die wortkarge Form verübeln?

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