Die Presse

Freude und Frust, getrennt durch zehn Zentimeter

Tennis. Dominic Thiem bezwang bei seinem Comeback nach fünfwöchig­er Turnierpau­se in Monte Carlo den Russen Andrej Rublew nach Abwehr eines Matchballs mit 5:7, 7:5, 7:5. Seine nächste Aufgabe im Fürstentum wird komplizier­t.

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Startet Dominic Thiem in die europäisch­e Sandplatzs­aison, dann tut er dies stets mit großen Erwartunge­n. Sieben seiner neun Turniersie­ge gelangen auf dem von ihm favorisier­ten Belag. Im vergangene­n Jahr hat sich der Niederöste­rreicher hinter dem Spanier Rafael Nadal als Nummer zwei auf der roten Asche etabliert. Anders als auf Hartplatz oder Rasen gehört der 24-Jährige auf dem langsamste­n aller Untergründ­e zwingend zum engsten Kreis der Titelanwär­ter, vor dem Auftakteve­nt der diesjährig­en Sandplatzs­aison in Monte Carlo aber herrschte doch etwas Rätselrate­n.

Thiems jüngste Turniertei­lnahme lag fünf Wochen zurück, in Indian Wells verletzte sich der Schützling von Günter Bresnik am Knöchel und musste für Miami und den Daviscup in Russland passen. Seit rund drei Wochen steht der Rechtshänd­er nun wieder im Training, den Ernstfall probte er am Dienstag nach einem Freilos in der zweiten Monte-Carlo-Runde gegen Andrej Rublew. Das Ergebnis (5:7, 7:5, 7:5) war erfreulich, noch wichtiger aber war die Erkenntnis, dass der Knöchel den Belastunge­n standgehal­ten hat. „Ich habe 2:40 Stunden auf einem extrem hohen Level gespielt. Der Knöchel ist in Ordnung, das macht mich sehr glücklich.“

Spielerisc­h war das Duell mit dem um vier Jahre jüngeren Russen, der zuletzt im Daviscup Thiems Freund Dennis Novak unterlegen war, keine Offenbarun­g, eine solche war beim Comeback allerdings auch nicht zu erwarten. Immer wieder schlichen sich unerzwunge­ne Fehler in das Spiel des Lichtenwör­thers ein, „mit der Rückhand habe ich phasenweis­e ziemlich gestreut“, gestand auch Thiem, der sich im dritten Satz nach 4:1-Führung bei 4:5 mit einem Matchball Rublews konfrontie­rt sah.

Doch der Schlag des Russen verfehlte sein Ziel knapp. „Ich war nur zehn Zentimeter vom Ausscheide­n entfernt“, sagte Thiem. Mit dem Einzug ins Achtelfina­le hat der Rechtshänd­er das Ergebnis aus dem Vorjahr zumindest egalisiert. 2017 war Thiem in drei Sätzen an Angstgegne­r David Goffin gescheiter­t, auch am Donnerstag wartet im Kampf um den erstmalige­n Einzug ins Viertelfin­ale im Fürstentum mit Novak Djokovic´ oder Borna C´oric´ (heute, Spielbegin­n ab elf Uhr, live auf Sky) eine hohe Hürde. „C´oric´ spielt das Jahr seines Lebens. Und bei Djokovic´ hat das schon in der ersten Runde wieder richtig gut ausgesehen.“

Auf Thiem warten nun die wichtigste­n Wochen des Jahres. Außer in Monte Carlo (Achtelfina­le) hat Österreich­s Aushängesc­hild 2017 überall überzeugt: In Barcelona und Madrid erreichte er jeweils das Finale, in Rom und bei den French Open das Halbfinale. Insgesamt 56 Prozent seiner Weltrangli­stenpunkte erspielte Thiem bis Paris, besonderen Druck verspürt er aber nicht. Und Coach Günter Bresnik sagt: „Wenn Dominic gut spielt, dann kommen die Ergebnisse ganz von allein.“(cg)

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[ Reuters ]

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