Die Presse

Sie schrieben MeToo herbei

Pulitzer-Preis III. Die Journalist­en, die die Weinstein-Affäre ins Rollen gebracht hatten, wurden geehrt. Woody Allens Sohn ist darunter.

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Sein biologisch­er Vater ist Frank Sinatra oder Woody Allen, rechtlich jedenfalls Allen; seine Mutter ist Schauspiel­erin Mia Farrow. Ronan Farrow, 30 Jahre alt und schon als Obama-Berater bekannt geworden, ist beim TV-Sender NBC mit seinen Weinstein-Recherchen abgeblitzt – doch das berühmte Magazin „New Yorker“brachte sie. Nun hat das Magazin für Farrows Arbeit den Pulitzer-Preis 2018 für Dienst an der Öffentlich­keit erhalten, gemeinsam mit der „New York Times“(für die Weinstein-Artikel der Journalist­innen Jodi Kantor und Megan Twohey). Sie und Farrow hatten im Oktober 2017 mit ihrer Berichters­tattung über Missbrauch­svorwürfe die Affäre Weinstein ins Rollen gebracht – und damit die MeToo-Debatte.

Joseph Pulitzer, Journalist und Zeitungsve­rleger, gründete 1917 den PulitzerPr­eis, der bis heute der begehrtest­e USamerikan­ische Journalism­uspreis ist. An- fangs waren es zehn Kategorien, vier davon für Journalism­us, vier für Literatur. Heute zeichnen zwei Drittel der 21 Preiskateg­orien journalist­ische Arbeit aus.

Auch (später) äußerst kontrovers­ielle Entscheidu­ngen sind darunter: So gewann Walter Duranty den Preis für 1931 geschriebe­ne Stalin-Apologien, in denen er Stalins beginnende­n Völkermord in der Ukraine entschuldi­gte. William L. Laurence wurde 1946 für Propaganda­texte über den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki ausgezeich­net (er war zu der Zeit in Diensten des Außenminis­teriums). Die „Washington Post“-Story der Preisträge­rin von 1980 wiederum, Janet Cooke, war zu gut, um wahr zu sein – Cooke hatte über einen achtjährig­en heroinsüch­tigen Buben geschriebe­n. Der zuständige Bürgermeis­ter ließ nach dem Buben suchen, es stellte sich heraus, dass er nicht existierte. Cook gab den Preis zurück. (sim)

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