. . . wie Lyrik von H. Kickl bei einem KPÖ-Parteitag
„Geheiligt werde die irritierende Begegnung“, von Almuth Spiegler, 14. 4. Almuth Spiegler freut sich über die „offene“und „assoziative“Gestaltung der Ausstellungen anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums der Diözese Graz-Seckau. Was jedoch kunsttheoretisch spannend sein mag, muss nicht unbedingt im Dienst der Sache stehen, die in diesem Fall vermutlich die Darstellung der eigenen Identität als Kirche sein soll.
Wenn etwa, wie im Bild zu Spieglers Artikel zu sehen, der Kopf einer Madonnenstatue durch einen Pfeifenkopf ersetzt wird, ist – unabhängig von postmodernintertextuellen Spielereien – zumindest klar, dass die Autonomie der Kunst über den religiösen Kult gestellt wird. Und damit ist bereits die ganze Misere der steirischen Kirche illustriert: Ein Mangel an Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigene Botschaft führt zu einer bedingungslosen Kapitulation vor allem, was das Label Kultur trägt. „Die Kirche ist“, wie Günter Brus es 2013 in einem Interview mit der Zeitschrift „Profil“formuliert hat, „gegenüber der Kunst machtlos geworden.“
Die Richtigkeit seiner These beweist, dass auch dem deklarierten Kirchenfeind selbst im Rahmen der Jubiläumsausstellung ein Podium geboten wird. Das ist etwa so, als ob man bei einem Parteitag der KPÖ Lyrik von Herbert Kickl verlesen würde. Doch im Unterschied zu den Kulturverantwortlichen der Diözese Graz-Seckau weiß jede Partei und jedes Unternehmen, dass mangelnde Kohärenz wenig sexy ist. Oder, um es mit den Worten der Bibel zu sagen: „Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben“(Mk 3,24).