Die Presse

Soros-Institut verlässt Budapest

Ungarn. Die Open Society Foundation des ungarischs­tämmigen USMilliard­ärs George Soros schließt Büro in Budapest und zieht nach Berlin.

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Wien/Budapest. Patrick Gaspard war eigens nach Budapest gereist, um die schlechte Nachricht zu verkünden. Der Chef der Open Society Foundation (OSF), einer vom ungarischs­tämmigen US-Milliardär George Soros gegründete­n Stiftung, gab am Donnerstag die Schließung des Büros in der ungarische­n Hauptstadt bekannt. Im Sommer will die Organisati­on, die auch ein Büro in Wien hat, stattdesse­n eine Filiale in Berlin eröffnen. Dies bestätigte die OSF-Zentrale in New York der „Presse“. Das Hauptquart­ier wollte den Schritt vorerst aber nicht kommentier­en.

Die Stiftung beugt sich indes offenkundi­g dem Druck der Regierung Viktor Orbans´ und seiner Fidesz-Partei, die spätestens seit der Flüchtling­skrise vor drei Jahren eine Kampagne gegen Soros und mit ihm verbundene Institutio­nen führt. Im Wahlkampf ließ Orban´ den aus Budapest gebürtigen Finanzinve­stor und Philanthro­pen als Sündenbock plakatiere­n, der angeblich eine „Invasion von Muslimen“ins Land schleusen will.

Als voriges Wochenende die Opposition in einer Kundgebung in Budapest gegen die Regierung Orban´ mobil machte, um gegen dessen Wahlsieg zu protestier­en, hatten hochrangig­e Fidesz-Politiker den Drahtziehe­r rasch ausgemacht: Soros. Zuletzt publiziert­e eine regierungs­nahe Zeitung eine Liste von 200 Orban-´Leuten, unter denen sich auch der österreich­ische Politologe Anton Pelinka befand, der an der von Soros initiierte­n Central Europe University (CEU) eine Professur hat. Die Anti-Soros-Kampagne hat Züge eines Kesseltrei­bens angenommen.

Auch die CEU ist vom Aus bedroht. Die Regierung forciert ein NGO-Gesetz, das den Einfluss ausländisc­her Sponsoren unterbinde­n soll – und maßgeblich Soros treffen soll. Die Stadt Wien hat der CEU einen Campus am Otto-Wagner-Areal auf den Steinhofgr­ünden als Ausweichqu­artier angeboten und ein Memorandum unterzeich­net.

George Soros engagiert sich insbesonde­re seit der Wende in Ost- und Mitteleuro­pa, um die Zivilgesel­lschaft zu stärken. In Ungarn hat er seit 1984 mehr als 400 Millionen Dollar investiert – eine Förderung, von der auch Viktor Orban´ profitiert­e, der im Wendejahr 1989 dank eines Soros-Stipendium­s in Oxford studiert hat. (vier)

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