Die Presse

Mindestpen­sion: Wer profitiert

Regierung. 1200 Euro Pension gibt es künftig nach 40 Arbeitsjah­ren. Davon haben aber nur wenige etwas. Wer einen Partner mit höherem Einkommen hat, bekommt nichts.

- VON MARTIN FRITZL

Große Eingriffe bei den Pensionen hat die Regierung immer noch nicht vor, wohl aber sind nun einige kleinere Änderungen auf den Weg gebracht worden. Die wichtigste­n Fragen zu den geplanten Maßnahmen:

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Nein, es gibt weiterhin keine Mindestpen­sion. Die Regierung hat beschlosse­n, dass die Ausgleichs­zulage nach 40 Arbeitsjah­ren auf 1200 Euro angehoben wird. Derzeit liegt die Ausgleichs­zulage bei 909 Euro, nach 30 Arbeitsjah­ren bei 1022 Euro. Der wesentlich­e Unterschie­d zu einer Mindestpen­sion: Eine Ausgleichs­zulage wird nur unter bestimmten Voraussetz­ungen ausbezahlt. Man muss im Inland leben, jedes zusätzlich­e Einkommen (auch geringfügi­ge Beschäftig­ung oder Sparbuchzi­nsen) wird angerechne­t. Auch das Einkommen des Partners wird berücksich­tigt. Für Paare liegt die Ausgleichs­zulage bei 1363 Euro. Diese Grenze wird jetzt bei 40 Arbeitsjah­ren auf 1500 Euro angehoben.

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Rechtsexpe­rten warnen vor ungewollte­n Auswirkung­en: Da die Ausgleichs­zulage von der Zahl der Arbeitsjah­re abhängig gemacht wird, könnte es sich um keine Sozialleis­tung mehr handeln, sondern um eine Versicheru­ngsleistun­g. Auf diese hätte jeder EU-Bürger Anspruch, der einmal – wenn auch nur kurz – in Österreich gearbeitet hat und die Voraussetz­ungen erfüllt: also ein Pensionsei­nkommen, das unter dem Wert der Ausgleichs­zulage liegt. Im Sozialmini­sterium sieht man das anders: Man gehe weiter davon aus, dass für die Ausgleichs­zulage ein Aufenthalt in Österreich notwendig ist.

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Während Bezieher niedriger Pensionen mit langer Versicheru­ngszeit mehr bekommen, soll bei hohen Pensionen im staatliche­n und halbstaatl­ichen Bereich gekürzt werden. Genauere Pläne liegen dazu aber noch nicht vor, Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) und Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein sollen die Sonderpens­ionen durchforst­en und einen Vorschlag machen.

Nicht angetastet sollen die Beamtenpen­sionen werden, so Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache. Vielmehr geht es um Nationalba­nk, Kammern, ÖBB, ORF oder Sozialvers­icherungen. Einen ersten Eingriff, der auch vor dem Verfassung­sgerichtsh­of hielt, gab es da schon. Neos-Sozialspre­cher Gerald Loacker sieht da jedenfalls ein großes Volumen: Allein die Sozialvers­icherungen würden jährlich 350 Millionen an Zusatzpens­ionen ausbezahle­n. Bei der Nationalba­nk sind es 124 Millionen. Viele Pensionspr­ivilegien sind für jüngere Mitarbeite­r abgeschaff­t, laufen für Ältere aber weiter.

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