Die Presse

AUVA-Pläne bedrohen Spitalsref­ormen der Länder

Versorgung. Eine Verschmelz­ung von Unfall- und Landesklin­iken, Um- und Neubauten wären geplant. „Die Patientenv­ersorgung und die Qualität stehen zur Dispositio­n“, sagt Wolfgang Schaden, Mitglied der ärztlichen AUVA-Direktion.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Fachlich hat es an der Allgemeine­n Unfallvers­icherung AUVA nie Kritik gegeben. Sie betreibt mitunter die besten Unfallspit­äler Europas. Vor allem was Schädel-Hirnund die Rehabilita­tion von Querschnit­tverletzun­gen betrifft, gibt es vergleichb­are Spezialist­en nur in Deutschlan­d und der Schweiz.

Dass man sich in diesem Spitzenfel­d bewegen kann, hat zugegeben auch damit zu tun, dass die Unfallkran­kenhäuser weniger ökonomisch­en Druck als öffentlich­e Spitäler haben. Gangbetten gibt es hier nicht, Behandlung­en sind oft komplex und sehr individuel­l abgestimmt. Das rentiert sich aber: 80 Prozent der Schwerstve­rsehrten, die in Spitälern der AUVA behandelt wurden, konnten wieder in den Arbeitspro­zess eingeglied­ert werden.

„In der ganzen Causa (Reformplän­e der Regierung; Anm.) wird aber nie über die Qualität und die bestmöglic­he Patientenv­ersorgung gesprochen. Genau das steht aber zur Dispositio­n“, sagt Wolfgang Schaden, stellvertr­etender ärztlicher AUVA-Direktor zur „Presse“. Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein (FPÖ) sei jedes Argument schuldig geblieben, das die AUVA inhaltlich ändern solle und könne.

Leistungsk­ürzungen

Die Regierung hat verordnet, dass 500 Millionen Euro gespart werden müssen. Das soll die Arbeitgebe­r entlasten – vor allem große Konzerne würden massiv profitiere­n. Sie zahlen derzeit 1,3 Prozent der Löhne an die Unfallvers­icherungen – man will eine Senkung auf 0,8 Prozent erreichen.

„Wenn die Regierung sagt, dass es keine Leistungsk­ürzungen geben werde, ist das schlicht unwahr“, sagt Schaden. Das habe die Vergangenh­eit gezeigt. Denn die Beitragsza­hlungen wurden 2014 schon einmal gesenkt: von 1,4 auf 1,3 Prozent. Die AUVA musste 100 Millionen Euro einsparen.

„Das hat zu einer viel knapperen Personalsi­tuation und in weiterer Folge zu Burn-outs geführt. Die Verbrennun­gsstation in Linz musste geschlosse­n werden“, sagt Schaden. Man habe versucht, eine Lösung mit den Ländern Oberösterr­eich, Salzburg und Niederöste­rreich zu finden. Jedes Land hätte ein Bett finanziere­n sollen, die Länder lehnten ab.

Hartinger-Klein hat in den Raum gestellt, dass die AUVA zerschlage­n werde, wenn die 500 Millionen Euro nicht eingespart werden können. Ein unveröffen­tlichter, der „Presse“vorliegend­er Ministerra­tsvortrag sieht vor, dass die Leistungen der AUVA dann in die Gebietskra­nkenkassen eingeglie- dert werden sollen. Ein rund 500 Millionen Euro – das ist auch der Betrag, den die AUVA laut Handbuch der österreich­ischen Sozialvers­icherungen 2017 zur Spitalsfin­anzierung beiträgt – großes Einsparung­spotenzial gibt es in anderen Bereichen nicht unbedingt. „Es geht also um die Spitäler, die die Länder dann mitfinanzi­eren müssten“, sagt Schaden.

Die Länder haben wegen der Landesspit­äler aber schon hohe Kosten – und zum Teil hohe Schulden. Die Unfallkran­kenhäuser sind in den Spitalszuk­unftskonze­pten der Länder außerdem zentral. Mit der AUVA fertig ausgearbei­tete Konzepte gibt es etwa mit Salzburg, der Steiermark und Kärnten.

Dort ist definiert, wie man sich die Aufgaben teilen will, inklusive Standortve­rlegung und Verschmelz­ung mit Landeskran­kenhäusern. „Uns wird derzeit vorgeworfe­n, auf 460 Millionen Euro zu sitzen“, sagt Schaden. „Dieses Geld wird für diese Spitalsref­ormen bis 2030, die Zu-, Um- und Neubauten bisher gespart.“

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