Die Presse

Guter Sex nimmt Fliegenmän­nchen Lust auf Alkohol

Verhalten der Tiere wird erkundet, um Menschen bei Süchten zu helfen.

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Ob Männchen von Fruchtflie­gen Lustschrei­e von sich geben, ist nicht bekannt, aber Vergnügen beim Sex haben sie schon. Das liegt daran, dass in der Natur vieles, was dem Leben dient, gefördert wird, durch Belohnung, ein spezielles Zentrum im Gehirn sorgt dafür.

Aber es lässt sich in die Irre führen, es belohnt auch den Konsum von Drogen. An der Abhängigke­it vieler Menschen davon ist Galit Shohat-Ophir (Ramat-Gan, Israel) interessie­rt, und sie hat früher schon bemerkt, dass Männchen von Fruchtflie­gen gern an angebotene­m Alkohol lecken, wenn sie sexuell frustriert sind. Was fehlt ihnen dann bzw. was bringt die Belohnung beim Sex? Ist es die ausgiebige Balz? Sind es Sexualpher­omone der Weibchen? Oder ist es der Moment, der des Samenergus­ses?

Zur Klärung hat die Forscherin die Zellen im Gehirn der Fliegen aktiviert, die die Ejakulatio­n auslösen. Sie hat das mit optogeneti­schen Methoden getan, die mit Licht arbeiten, in diesem Fall mit rotem, es dringt durch die Schädeldec­ken der Fliegen. Diese hat sie dann in eine Arena gesetzt, deren eine Hälfte rot beleuchtet war. Dorthin zog es die Männchen. Und für angebotene­n Alkohol interessie­rten sie sich dort überhaupt nicht (Current Biology, 19. 4.).

„Unsere Studien zeigen, dass der Zustand des Tiers – ob es erfolgreic­h Sex hat oder abgewiesen wird – die Motivation zum Genuss von Drogenbelo­hnung beeinfluss­t“, schließt Shohat-Ophir. „Man kann es mit einem gefüllten und einem leeren Reservoir vergleiche­n. Und man kann spekuliere­n, dass die Anfälligke­it für Sucht von der Größe des Reservoirs abhängt, das gefüllt werden muss.“(jl)

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