Kein Spuk, ein Wegweiser in eine neue Zukunft
„Dieser linksliberale Spuk beschäftigt uns bis heute“, Leserbrief von Günter Lukas, 16. 4. Wenn Günter Lukas die 68er-Jahre als linksliberalen Spuk abtut, liegt er völlig falsch. Wahrscheinlich auch, weil er zu dieser Zeit schon älter war als die meisten wirklichen 68er. Zur Erinnerung: Die Kriegsgeneration hat in beispiel- loser Art mitgeholfen, Österreich aufzubauen, und diesem Staat zu wirtschaftlicher Hochblüte verholfen. Ab etwa Mitte der 1960er-Jahre aber erstarrte dieses System und ließ den damals jungen Menschen keine Luft mehr zu Atmen.
Ausgehend von Frankreich, vor allem aber England schwappte dann eine beispiellose Welle über, die alles andere als ein „Spuk“war. Die Jugend fand neue Ausdrucksformen. Die verkrusteten Strukturen wurden aufgebrochen. Diese vorwiegend friedliche Revolution drückte sich in der Mode, in neuen Umgangsformen, vor allem in neuer Musik aus. Ein Bob Dylan wurde zur Stimme der jungen Menschen, die Rolling Stones schnitten endgültig die Zöpfe ab.
Die sekundären Merkmale, etwa das Tragen längerer Haare, wurden anfangs von den Älteren mit Entsetzen angeprangert. Heute kümmert sich kein Mensch mehr darum, wie jemand sich kleidet oder aussieht. Liberales Denken ist keine Modeerscheinung mehr. Dank unserer 68er-Generation,
die alles andere als ein Spuk war. Vielmehr ein Wegweiser in eine neue Zukunft.