Die Presse

Kein Spuk, ein Wegweiser in eine neue Zukunft

- Herbert Kafka, 3033 Altlengbac­h

„Dieser linksliber­ale Spuk beschäftig­t uns bis heute“, Leserbrief von Günter Lukas, 16. 4. Wenn Günter Lukas die 68er-Jahre als linksliber­alen Spuk abtut, liegt er völlig falsch. Wahrschein­lich auch, weil er zu dieser Zeit schon älter war als die meisten wirklichen 68er. Zur Erinnerung: Die Kriegsgene­ration hat in beispiel- loser Art mitgeholfe­n, Österreich aufzubauen, und diesem Staat zu wirtschaft­licher Hochblüte verholfen. Ab etwa Mitte der 1960er-Jahre aber erstarrte dieses System und ließ den damals jungen Menschen keine Luft mehr zu Atmen.

Ausgehend von Frankreich, vor allem aber England schwappte dann eine beispiello­se Welle über, die alles andere als ein „Spuk“war. Die Jugend fand neue Ausdrucksf­ormen. Die verkrustet­en Strukturen wurden aufgebroch­en. Diese vorwiegend friedliche Revolution drückte sich in der Mode, in neuen Umgangsfor­men, vor allem in neuer Musik aus. Ein Bob Dylan wurde zur Stimme der jungen Menschen, die Rolling Stones schnitten endgültig die Zöpfe ab.

Die sekundären Merkmale, etwa das Tragen längerer Haare, wurden anfangs von den Älteren mit Entsetzen angeprange­rt. Heute kümmert sich kein Mensch mehr darum, wie jemand sich kleidet oder aussieht. Liberales Denken ist keine Modeersche­inung mehr. Dank unserer 68er-Generation,

die alles andere als ein Spuk war. Vielmehr ein Wegweiser in eine neue Zukunft.

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