Die Presse

Der akademisch­e Hilfsarbei­ter lässt grüßen

- Mag. pharm. Dr. phil. Edmund Berndt, 4864 Attersee

„Kolossal banal“von Tomas Kubelik, Spectrum, 14. 4. Der Beitrag trifft den Nagel auf den Kopf. Bildungszi­el ist nur mehr die unmittelba­re praktische Anwendbark­eit. Bildungshä­ppchen genügen, um vor allem kommerziel­l nützlich zu sein. Multiple-ChoicePrüf­ungen sind ein Prüfungsqu­iz und keine valide Beurteilun­g, ob jemand den Lerninhalt verstanden hat. Diese Kompetenz ist aber keine Bildung im eigentlich ursprüngli­chen Sinn, sondern lediglich eine praxisorie­ntierte Ausoder Anbildung. Damit könnten, wenn man dem Zeitgeist glaubt, die gegenwärti­gen Probleme und Aufgaben gemeistert und die Zukunft gesichert werden. Auch auf Universitä­ten ist diese Bildung, die über Anlernen nicht hinausgeht, schon etabliert. Der akademisch­e Hilfsarbei­ter lässt grüßen.

Bildung ist mehr als bloßes, eben nur angehäufte­s detaillier­tes Wissen. Echte Bildung geht über den Tellerrand des eigentlich­en Fachs, des Spezialfac­hs hinaus, ist Wissen, das über ein unmittelba­r fachlich notwendige­s Ausmaß hinausgeht. Das wird aber heute als nicht mehr notwendig erachtet und mit dem Begriff Wissensbal­last verächtlic­h gemacht.

Es könne, so die verbreitet­e Meinung, ohnehin alles im Internet nachgeschl­agen werden. Es sei daher nicht mehr notwendig, so viel und vor allem Unnützes zu lernen. Für diese Bildung benötigt man umfassende grundlegen­de Fertigkeit­en, die beginnend mit der Volksschul­e erlernt werden müssen. Es zeigt sich, dass Lernspiele, Bespaßung und bloße soziale Betreuung nicht ausreichen. Das soll aber kein Plädoyer für eine nicht kind- bzw. jugendgere­chte Pädagogik sein. Nur echte Bildung befähigt zum selbststän­digen schlüssige­n Denken und zur kreativen Geistesarb­eit.

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