Der nette Norbert beschert uns Glücksgefühle
Ein Hoch auf den Sonnenschein! Er senkt Cholesterin und Blutdruck, er steigert die Lust und hebt die Laune. Den Namen Norbert Hoch gibt es im Telefonbuch im Dutzend. Norbert Tief war dort nicht zu finden.
Diese Woche habe ich in den Werkshallen des „Gegengiftes“bei sommerlichen Temperaturen mehrfach erfahren, wie schön es ist, begehrenswert zu sein. Kaum hatte ich zu Wochenbeginn meine Arbeitsstätte im tiefsten Erdberg betreten, schallte mir von Kolleginnen und Kollegen entgegen: „Hoch Norbert!“
Tagelang schwang das wie ein fröhliches Echo nach. Nur eine wetterfühlige Kritikerin fragte mich, was ich denn von diesem hartnäckigen Tief halte. Sie meinte einen kontrollwütigen ORF-Stiftungsrat mit überhitzten Ansichten zur Objektivität, dessen Nachname mir entfallen ist.
Erst am Freitag nach eins wurde mir bei einem Spaziergang durch die blühenden Landschaften des dritten Bezirks klar, dass sich der Jubel meiner Umwelt nicht auf mich, sondern auf ein barometrisches Maximum bezog, das demnächst kollabieren wird. Dann werden wir uns alle fragen: War es das wieder mit dem Lenz im April? Zuvor hat das Hoch Norbert weit über den Euroraum hinaus stabilen Optimismus verbreitet. Wer weiß, was sein Nachfolger Onni von den Britischen Inseln bringen wird? An das drohende Tief Kathrin über Russland möchte ich gar nicht erst denken. Aus Moskau ist atmosphärisch selten etwas Gutes zu erwarten. KGB liegt in der Luft.
Sonnenschein macht glücklich, das weiß jeder burgenländische Bademeister, der spätestens im Mai am Pool kollektive Frühlingsgefühle zu verwalten hat. Licht senkt den Blutdruck, reduziert das Cholesterin, steigert das Begehren, stärkt bei entsprechender Bewegung den Knochenbau sowie das Immunsystem. Sonne, Sand und Serotonin – wir wollen nach der Eiszeit im März viel mehr davon!
Es geht auch anders. Meteorologisch huschte vor drei Jahren im Februar ein böser Norbert durchs westliche Mittelmeer. Tückisch schlich sich dieses Tief, von Neufundland und der Südspitze Grönlands kommend, aus dem Süden an uns heran und verheerte liebliche Landschaften, als allzu erwartungsfrohe Gärtner längst den Baumschnitt vollzogen hatten. Weit vor dem schützenden Semmering aber ging diesem grimmigen Störenfried Gott sei Dank die Luft aus. Bis nach Wien schaffte er es nicht.
Den Namen Norbert Hoch gibt es im Telefonbuch übrigens im Dutzend, von Hamburg bis in die Wachau, von Bayern bis Brandenburg. Fragen Sie mich aber nicht, ob auch ein Norbert Tief existiert. Das weiß wahrscheinlich nicht einmal der Herold.