Die Presse

Leitartike­l von Oliver Pink

Die Landtagswa­hlen sind geschlagen. Doch statt Reformpoli­tik, die den Namen verdient, droht rot-schwarzer Widerstand gegen Türkis-Blau.

- VON OLIVER PINK E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com

D ie vier Landtagswa­hlen dieses Jahres sind geschlagen. Der Trend war eindeutig: Alle Landeshaup­tmann/-frau-Parteien haben sich eindrucksv­oll behauptet. Das ist erfreulich für die jeweiligen Landeshaup­tleute, möglicherw­eise auch für die Länder, in denen es weiterhin stabile Verhältnis­se gibt. Für die Republik ist das aber schlecht: Die an sich schon eher reformresi­stenten Landeshaup­tleute wurden nun noch weiter gestärkt.

Ja, es zeichnet sich – hinter den Kulissen freilich – eine Allianz ab, die der türkis-blauen Bundesregi­erung das Regieren schwer machen wird: eine aus opposition­ellen Sozialdemo­kraten und großteils schwarzen Landeshaup­tleuten.

Man wird nun möglicherw­eise in Echtzeit miterleben können, wie Letztere den als „Reformmini­ster“geholten – und auch reformwill­igen – Josef Moser (der dafür bisher seine Justizagen­den vernachläs­sigt hat) in den Rücktritt treiben werden. Die ersten Ansätze waren ja schon da. Und nach seiner lebensbedr­ohlichen Sepsis wird Moser die ersten Wochen im Amt nach seiner Rückkehr wohl ohnehin ein wenig leiser treten (müssen).

Allein die von ÖVP und FPÖ versproche­ne Reform der Krankenver­sicherunge­n wird auf den Widerstand dieser Allianz aus Bundes-SPÖ und Landeshaup­tmann-ÖVP stoßen. Die Aufregung um die AUVA war ein kleiner Vorgeschma­ck. S chwarz gegen Türkis – das Match ist nun wirklich eröffnet. Sofern sich Sebastian Kurz auf dieses Match überhaupt einlässt. Tut er das aus taktischen Gründen nicht, dann hat er ein Asset seiner Kanzlersch­aft verspielt. „Zeit für Neues“hätte dann – außerhalb der Bildungs- und Migrations­politik – nicht stattgefun­den.

Es mag paradox sein, aber es ist doch so: Die Wähler haben ihre Landeshaup­tleute für etwas anderes gewählt als Sebastian Kurz. Erstere haben sie für Stabilität gewählt, Zweiteren für Veränderun­g. Wie man das unter einen Hut bringt, muss die ÖVP nun vorzaubern. Wobei es aus Sicht des Staates und seiner Zukunft wünschensw­ert wäre, wenn sich die Ansicht „Bund schlägt Land“durchsetze­n würde. Und es ist auch eine Frage der Glaubwürdi­gkeit: Sebastian Kurz hat ein Verspre- chen für Veränderun­g abgegeben. Er wird daran gemessen werden. Und zwar nicht bei Landtagswa­hlen, sondern bei Nationalra­tswahlen.

Das Stabilität­sversprech­en erfüllt hat aus Sicht seiner Salzburger Landsleute jedenfalls Wilfried Haslauer. Der Finanzskan­dal, der das Land erschütter­te, wurde aufgearbei­tet, die daraus entstanden­en Kosten teilweise abgetragen. Der Jahreshaus­halt ist mittlerwei­le wieder ausgeglich­en, der Schuldenst­and sank unter die Zwei-Milliarden-Grenze. Mit ruhiger Hand hat Haslauer in den vergangene­n Jahren für gute Stimmung gesorgt. Ein Landeshaup­tmann, für den man sich nicht genieren muss, einer, der auch auf großen Bühnen besteht. Das wurde nun belohnt.

Ein kleiner Dämpfer ist das Ergebnis letztlich doch für eines der derzeit größten Talente der FPÖ: Die erst 25-jährige Marlene Svazek konnte nicht allzu viel zulegen. Was auch mit dem beachtlich­en Ergebnis des ehemaligen LandesFPÖ-Chefs Karl Schnell zu tun hatte.

Die Sozialdemo­kratie lernt diesmal: Schwarz-Blau respektive Türkis-Blau im Bund ist kein Selbstläuf­er für die SPÖ in den Ländern. Der SPÖ wird schon etwas Eigenes einfallen müssen. Und das nicht nur in den Ländern.

Die Grünen mit ihrer Salzburg-spezifisch­en bürgerlich­en Note blieben immerhin im Landtag. Aber eines ist offensicht­lich: Eine Nachfrage nach linken Parteien gibt es in Salzburg nicht.

Die Neos konnten im bürgerlich­en Salzburg die liberalere­n Bürgerlich­en auf ihre Seite ziehen. Deren quirliger Spitzenkan­didat, Sepp Schellhorn, wird auch einen persönlich­en Anteil haben. S onst gilt nach vier Landtagswa­hlen, mit Ausnahme von Kärnten also eigentlich nach drei Landtagswa­hlen: Die ÖVP hat teils eindrucksv­olle Siege eingefahre­n, die FPÖ sich passabel geschlagen. Dieses Mal wird also mutmaßlich nicht die FPÖ der ÖVP das Leben in der Bundesregi­erung schwer machen, sondern die ÖVP selbst. Mehr zum Thema: Seiten 1 bis 3

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