Kein Alkohol beim Bahnhof Praterstern
Wiener Premiere. Erstmals untersagt Wien Alkoholkonsum im öffentlichen Raum. „Die Presse“bringt die wichtigsten Fragen und Antworte.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum ersten Alkoholverbot auf einem öffentlichen Platz in Wien.
Wien. Erstmals wird in Wien an einem öffentlichen Platz ein Alkoholverbot verhängt – „Die Presse am Sonntag“berichtete. Wie dieses Alkoholverbot am Bahnhof Wien-Praterstern im Detail aussieht, wurde am Montag von der zuständigen Stadträtin, Ulli Sima, Polizeipräsident Gerhard Pürstl, den ÖBB und Wiener Linien skizziert. „Die Presse“beantwortet dazu die wichtigsten Fragen zum Verbot, das am Freitag in Kraft tritt.
1 Wen betrifft das Alkoholverbot? Auch die Gastronomie?
Lokale und Gastronomiebetriebe wie Würstelstände sind nicht betroffen. Wer mit einem Bier auf dem Weg in den Prater den Praterstern überquert, bleibt ebenso unbehelligt. Wer sich in der Verbotszone aber mit einer Flasche Wein auf eine Bank oder öffentliche Fläche setzt, um Alkohol zu konsumieren, wird von der Polizei verwarnt bzw. des Platzes verwiesen.
2 Warum ist ein Alkoholverbot am Praterstern überhaupt notwendig?
Der Wiener Bahnhof ist ein Brennpunkt unterschiedlicher sozialer Randgruppen, die oft Konflikte untereinander ausleben. Oft auch durch den Einsatz von Gewalt. Das senkt nicht nur das subjektive Sicherheitsgefühl bei den täglich 150.000 Passagieren, vor allem bei Frauen. Es sorgt auch für jährlich rund 13.000 Polizeieinsätze auf dem Praterstern.
Ein zentrales Problem ist die Ansammlung großer Gruppen von bis zu 60 Alkoholikern, die den Praterstern okkupieren. Laut Pürstl gab es in den ersten drei Monaten 40 bis 50 Polizeieinsätze, „bei denen Alkohol eindeutig eine Rolle gespielt hat“. Meist ging es um Körperverletzungen. Anrainer und Geschäftsleute des Pratersterns fordern seit Langem ein Alkoholverbot – es gab sogar eine Bürgerpetition dafür.
3 Wo gilt das Alkoholverbot, und droht ein Verdrängungseffekt?
Es gilt (siehe Grafik) nicht nur auf dem Praterstern, sondern reicht bis zu jenen U-Bahn-Zugängen, die zum Praterstern führen.
Ein Verdrängungseffekt in den Prater wird seitens der Verantwortlichen nicht befürchtet. Es gehe darum, die hohe Dichte an Alko- holkranken direkt auf dem Praterstern aufzulösen und auf ein verträgliches Maß zu verteilen, hatte der designierte Bürgermeister Michael Ludwig erklärt. Andererseits habe es nach der Neugestaltung des Karlsplatzes keinen Verdrängungseffekt gegeben. Auf den Bahnhöfen, auf denen die ÖBB ein Alkoholverbot verhängt haben, hätte es das auch nicht gegeben, wie seitens der ÖBB betont wurde. Oft seien Betroffene dadurch sogar motiviert worden, niederschwellige Betreuungseinrichtungen aufzusuchen, wurde am Montag betont. Da ein Verdrängungseffekt aber nicht ausgeschlossen werden kann, wird das Alkoholverbot als einjähriges Pilotprojekt geführt und danach evaluiert – um es notfalls adaptieren zu können.
Nebenbei: In der Bahnhofshalle des Pratersterns gilt seit Langem ein Alkoholverbot.
4 Wird es Strafen geben? Und warum kommt das Verbot gerade jetzt?
Das Verbot wird zu Beginn der warmen Jahreszeit eingeführt, bevor sich die Szene dort weiter vergrößern kann. „Wir haben einen Punkt erreicht, an dem es außer sozialarbeiterischen Maßnahmen andere Zugänge geben muss, um der Bevölkerung diesen urbanen Reisepunkt zurückzugeben“, so Sima. Verordnungen sehen grundsätzlich Strafen vor, erklärte Pürstl. Wer der Aufforderung, den Alkoholkonsum einzustellen, trotzt, dem droht eine Verwaltungsstrafe (70 Euro), im Wiederholungsfall wird es noch teurer. Geld, um die Strafen zu bezahlen, haben Alkoholiker meist nicht – womit Ersatzfreiheitsstrafen drohen.
Wien. Auf dem Areal des Bahnhofs Wien-Praterstern, der als sozialer Brennpunkt gilt, wird am Freitag ein Alkoholverbot eingeführt. Nach einer Serie von Vorfällen und Dutzenden Polizeieinsätzen täglich hat der designierte Wiener Bürgermeister, Michael Ludwig, dieses Verbot am Sonntag angekündigt – am Montag wurden die Details zum ersten Alkoholverbot im öffentlichen Raum in Wien vorgestellt.
Das Alkoholverbot gilt nicht für die Gastronomie. Wer sich aber im öffentlichen Raum auf dem Praterstern niederlässt, um Alkohol zu konsumieren, kann ab Freitag des Platzes verwiesen bzw. bestraft werden. Stadt Wien, ÖBB, Wiener Linien und Sozialarbeiter arbeiten bei dieser Maßnahme eng zusammen. Der grüne Koalitionspartner kritisiert das Alkoholverbot heftig, Suchtexperten dagegen begrüßen die Maßnahme.