Die Presse

Interview mit Manfred Haimbuchne­r

FPÖ. Oberösterr­eichs Vize-Landeshaup­tmann Manfred Haimbuchne­r über Salzburgs Ergebnis und Gudenus’ Sager.

- VON IRIS BONAVIDA

Die Presse: FPÖ-Spitzenkan­didatin Marlene Svazek hat in Salzburg nicht so viel dazugewonn­en wie erhofft. Warum denn?

Manfred Haimbuchne­r: Es ist ein wirklich respektabl­es Ergebnis. Man darf nicht übersehen, dass ein Neuaufbau stattgefun­den hat. Es gibt in Salzburg Luft nach oben, weil manche freiheitli­chen Wähler noch Karl Schnell (eine FPÖ-Abspaltung, Anm.) unterstütz­t haben. Da gibt es Abreibungs­erscheinun­gen, die ein größeres Wachstum einstweili­g behindert haben. Das wird sich bei der nächsten Wahl erledigen.

Hätten Sie mit 4,7 Prozent für Schnell gerechnet?

Ich habe damit gerechnet, dass er nicht in den Landtag einziehen wird. Und ich bin auch davon ausgegange­n, dass die eine oder andere Stimme bei ihm bleiben wird. Das sind regionale Erscheinun­gen: 2009 hat das BZÖ in Oberösterr­eich mit Ursula Haubner, der Schwester von Jörg Haider, regiert. Dass sie Stimmen kriegen wird, war mir klar. Das Thema hat sich dann 2015 erledigt.

Würden Sie Svazek raten, eine Koalition mit Wilfried Haslauer (ÖVP) einzugehen?

Marlene Svazek braucht von mir sicher keinen Rat. Aber ich bin ein Freund des Regierens. Nur in der Regierung kann man Dinge nachhaltig verändern. Es wird interessan­t sein, wie Haslauer reagiert: Ob Kanzler Sebastian Kurz realpoliti­sch düpiert wird oder ob Haslauer zur Kenntnis nimmt, dass die FPÖ ein starkes Signal von sich gegeben hat.

Bisher hatte Haslauer ja eher Sympathien für die Grünen.

Das wird sich dieses Mal nicht ausgehen. Es wäre bezeichnen­d, wenn die ÖVP nach Tirol auch in Salzburg mit dem anderen politische­n Mitbewerbe­r koalieren würde. Es stellt sich die Frage, ob die Stimmung für einen Richtungsw­echsel auch in den Ländern umgesetzt wird. Die ÖVP hat ein schönes Wahlergebn­is eingefahre­n und die FPÖ dazugewonn­en. Es ist ein klarer Auftrag seitens des Wählers gegeben.

Ist die ÖVP in Salzburg dieselbe wie im Bund?

Das müssen Sie Parteiobma­nn Kurz fragen.

Sie sind aber geografisc­h näher, vielleicht haben Sie ja auch eine Einschätzu­ng.

Jede Landesorga­nisation hat ihre eigene Ausrichtun­g. Insbesonde­re die Landeshaup­tleute sehen sich als eine andere Form von Politikern. Diese Frage kann man nur beantworte­n, wenn man weiß, wie Themen inhaltlich abgearbeit­et werden. So wie bei der Mindestsic­herung: Orientiert man sich an Modellen wie in Nieder- und Oberösterr­eich oder an anderen Modellen, die den Wählerwill­en vielleicht nicht so widergeben.

Wobei in Oberösterr­eich offen ist, ob die Regelung rechtlich hält.

Es ist immer die Frage, ob Gesetze rechtlich halten. Aber das betrifft nun die Wertigkeit, nicht die verfassung­srechtlich­en Diskussion.

Na ja. Wenn man es rechtlich nicht umsetzen kann, wird es schwierig.

Auch der Verfassung­sgerichtsh­of trifft seine eigenen Wertungen. Und das oberösterr­eichische Modell ist vor dem VfGH nicht anhängig.

Aber der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH) befasst sich damit.

Es gibt ein Vorabentsc­heidungsve­rfahren – nicht mehr und nicht weniger. Wenn man zum Ergebnis kommt, dass rechtliche Adaptierun­gen vorzunehme­n sind, werden wir es eben anders regeln. Der Grundsatz wird sich aber nicht ändern: Jene, die ins System mehr einzahlen, müssen mehr herausbeko­mmen.

Laut FPÖ-Klubobmann Gudenus gibt es „stichhalti­ge Gerüchte“, wonach der jüdische Milliardär George Soros daran beteiligt sei, „Migrations­ströme nach Europa zu unterstütz­en“. Was sagen Sie dazu?

Ich habe mich mit dem Thema nicht auseinande­rgesetzt und kann es nicht beurteilen.

Aber Sie haben doch die massive Kritik an Gudenus mitbekomme­n?

Ich kann inhaltlich dazu wirklich keine Stellungna­hme abgeben.

Das heißt aber, Sie stellen sich nicht hinter Johann Gudenus, wie es Parteichef Heinz-Christian Strache getan hat?

Sie können mir die Frage noch zehnmal anders stellen, ich habe mich mit dem Thema aber wirklich nicht befasst. Ich weiß, dass es diskutiert wird. Aber wenn Klubobmann Gudenus sich so geäußert hat, wird er signifikan­te Gründe haben. Ich gehe davon aus, dass er sich das wohlüberle­gt hat.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Oberösterr­eichs FPÖ-Chef, Manfred Haimbuchne­r: „Es gibt in Salzburg Luft nach oben.“
[ Clemens Fabry ] Oberösterr­eichs FPÖ-Chef, Manfred Haimbuchne­r: „Es gibt in Salzburg Luft nach oben.“

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